21. Mai 2023
Zwanzig Jahre ist es her, seit Bauunternehmer Hans Schmid die Jungbürgerstiftung für junge Emmerinnen und Emmer gegründet hat. Wir haben das Jubiläum zum Anlass genommen, beim Stiftungsgründer nachzufragen, wie es dazu gekommen ist, was sich seither verändert hat und weshalb der Stiftungsgedanke für den Philanthropen auch heute noch eine wichtige Stütze für die Demokratie darstellt.

«Als Unternehmer trägt man eine Verantwortung der Gesellschaft gegenüber», hält Hans Schmid fest und man spürt sofort, dass diese Überzeugung sehr tief in ihm verankert ist. Diese Verantwortung gehe über das Zahlen von Steuern hinaus, führt er weiter aus. Neben dem Sicherstellen von Arbeitsplätzen und dem Ermöglichen von Investitionen gibt es aus Sicht des Rentners weiche Ideale, die eigentlich all jene selbstverständlich mittragen sollten, die wirtschaftlichen Erfolg haben. «Fortschritt beruht auf guten Beziehungen, und da ist es naheliegend, an das Gemeinwohl zu denken und so zu handeln, dass der Zusammenhalt in der Gesellschaft weiter gestärkt wird.»

Aus Dankbarkeit gegenüber der Gemeinde Emmen
Hans Schmid ist Gründer der Schmid Bau- und Immobilien-Gruppe mit Sitz in Ebikon, die heute mehr als 530 Mitarbeitende beschäftigt. Wenn er davon spricht, dass jede und jeder eine Chance hat, dann weiss er, welche Anstrengung es verlangt, sie auch zu nutzen. Aufgewachsen in einfachsten finanziellen Verhältnissen in Emmen, hat er sich vom gelernten Maurer über den diplomierten Baumeister bis zum erfolgreichen Unternehmer hochgearbeitet.

«Obwohl meine Kindheit und Jugend geprägt von viel Arbeit und wenig Geld war, war sie gut.», sagt Schmid rückblickend. Und daher rühre seine Dankbarkeit gegenüber der Gemeinde Emmen. Seit jeher habe er Emmen als fortschrittliche Gemeinde wahrgenommen. «Dass meine Eltern damals den Zuschlag für den Betrieb des Kiosks am Tramhüsli erhalten haben, hat für unsere Familie eine positive Wende bedeutet.» Hans Schmid hätte gerne die Kanti besucht, was aus finanziellen Gründen jedoch nicht möglich war. So waren schliesslich die neu eröffnete Sekundarschule Gersag und eine Lehrstelle in einer Emmer Firma richtungsweisend für seinen späteren Erfolg. In schwierigen Zeiten habe er sich selbst versprochen, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, wann immer er etwas übrighat.

Bildung als wertvollstes Gut
Dass er sein Versprechen eingehalten hat, versinnbildlichen die Schmid Jungbürgerstiftung und die Sozialcharta der Schmid Unternehmensstiftung. «Wer grosszügig ist und dafür Dank oder Anerkennung verlangt, wird im Leben nicht glücklich werden», weiss Hans Schmid. Er sei voll und ganz überzeugt von den Werten seiner Stiftungen. «Diese Grundhaltung liegt bei mir tief.» Soziales Engagement als Lebenseinstellung könne man niemandem auferlegen.

Für ihn ist die Ausbildung junger Menschen das Elementarste, um Erfolg zu haben und glücklich zu sein. Bildung sei ein wertvolles Gut, welches einem niemand mehr nehmen kann und welches man in Form von Weiterbildungen permanent ausbauen sollte.  Die Möglichkeiten, welche sich heute für junge Menschen in der Schweiz auftun, mögen für Menschen, die in der Nachkriegszeit aufgewachsen sind, geradezu paradiesisch erscheinen. «Trotzdem darf man nicht vergessen, dass auch in der Schweiz Armutsbetroffene leben», hält Hans Schmid fest und erklärt, dass das soziale Gefälle nicht grösser werden sollte. Dies könne im schlimmsten Fall unsere Demokratie gefährden und anderen Systemen Auftrieb geben.

Geteilte Freude ist doppelte Freude
Genau bei dieser Problematik setzt die Schmid Jungbürgerstiftung an. Sie fördert Emmerinnen und Emmer im Alter zwischen 12 und 30 Jahren in den Bereichen Beruf, Sport, Kunst oder Kultur. So zum Beispiel unterstützt die Stiftung Weiterbildungen, die Finanzierung von Trainingslagern oder Musikinstrumenten. «Damit Armutsbetroffene nicht von der Digitalisierung ausgeschlossen werden, spricht die Stiftung beispielsweise auch Gelder für Laptops», ergänzt Hans Schmid.

Er erzählt, wie es dazugekommen ist, dass er 2003 die Schmid Jungbürgerstiftung gegründet hat: «Gleichzeitig mit dem 25-jährigen Jubiläum meiner Unternehmung durften wir mit dem Abschluss der Bauarbeiten des Fachmarktes Meierhöfli aussergewöhnliche Erfolge feiern.» Die Grösse und Komplexität des Auftrages sei eine Herausforderung gewesen – der Stolz nach der Fertigstellung umso grösser. «Geteilte Freude ist bekanntlich doppelte Freude. Deshalb habe ich den Projekterfolg zum Anlass genommen, die Schmid Jungbürgerstiftung in Emmen zu gründen.»

Seit nunmehr 20 Jahren profitieren jährlich im Schnitt 15 Personen aus Emmen von gezielten materiellen Unterstützungs- und Förderangeboten. «Die Stiftung leistet einen wichtigen und wertvollen Beitrag zur Chancengerechtigkeit und gesellschaftlichen Integration in der Gemeinde», betont Gemeindepräsidentin Ramona Gut. Sie selbst ist Mitglied im Stiftungsrat und weiss deshalb um die Bedürfnislage von Menschen in knappen finanziellen Verhältnissen.

Zwischen Stuhl und Bank
Der Name der Stiftung beruht auf den wegweisenden Jungbürgerbäumen, die während 13 Jahren das Ortsbild des Meierhöfli-Quartiers geprägt hatten. Durch die Fundamente des Bauvorhabens für den Fachmarkt Meierhöfli wären die Wurzeln der Bäume beschädigt worden, weshalb diese gefällt und eine adäquate Ersatzbepflanzung vorgenommen werden musste.

Seither haben junge Menschen aus Emmen mit kleineren oder grösseren Nöten die Möglichkeit, finanzielle Hilfe der Stiftung in Anspruch zu nehmen. Weshalb dies trotz unseres gut organisierten Staates notwendig ist, erklärt der Stiftungsgründer folgendermassen: «In der Reglementierung des Kantons und den Gemeinden gibt es leider immer wieder junge Menschen, die zwischen Stuhl und Bank fallen.» Man stelle sich eine Situation vor, in der ein junger Erwachsener aufgrund des Einkommens der Eltern keinen Anspruch auf Stipendien hat, die Eltern ein Studium finanziell jedoch nicht unterstützen. «Das kommt leider öfter nach Trennungen vor und sobald zwei separate Haushalte geführt werden müssen.» führt Hans Schmid aus und ergänzt, dass die Stärke des sozialen Gefüges von intakten Familien nicht zu unterschätzen sei.

Es gäbe viele verschiedene Lebenssituationen, die Hilfe verlangen, welche durch die Behörden nicht gedeckt sei. Manchmal würden die Gesuche an die Stiftung auch über das Sozialamt gemacht. «Selbst wenn sich die Welt und die Bedürfnisse in den vergangenen 20 Jahre verändert haben, sind Sinn und Zweck der Stiftung noch immer die gleichen.» hält Hans Schmid fest. Dem pflichtet Gemeindepräsidentin Ramona Gut bei. Sie würdigt das langjährige Bestehen der Stiftung und weiss: «Die Leute schätzen das Angebot nach wie vor und nehmen selbst kleinere Zuwendungen mit grosser Dankbarkeit entgegen.»

Schmid Jungbürgerstiftung

Die Schmid Jungbürgerstiftung bezweckt die gezielte, materielle Unterstützung und Förderung von jungen Frauen und Männern (12 bis 30 Jahre) mit Bezug zur Gemeinde Emmen in bescheidenen finanziellen Verhältnissen in ihrem beruflichen, sportlichen, künstlerischen und sonst wie gearteten Fortkommen. Sitz und Verwaltung der Stiftung sind seit ihrer Gründung im Jahr 2003 im Verwaltungsgebäude der Gemeinde Emmen. Gesuchsformulare können auf der Gemeindewebseite heruntergeladen und elektronisch oder per Post eingereicht werden: emmen.ch/schmidjbs.

Hans Schmid
Damit junge Emmerinnen und Emmer aus bescheidenen finanziellen Verhältnissen auf kein Bildungsangebot verzichten müssen, hat Hans Schmid vor 20 Jahren die Schmid Jungbürgerstiftung gegründet. (Bild: pbi)