Haupinhalt

22. März 2023
Was im Kleinen entsteht, kann in der Summe Grosses bewirken. Das Klimanetzwerk Emmen hat sich auf die Suche nach Anzeichen nachhaltiger Entwicklung in der Gemeinde gemacht – und ist dabei auf einige verheissungsvolle Massnahmen und Beispiele gestossen, um die globalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Gemeinsam den Horizont erweitern, voneinander lernen und sich gegenseitig dabei unterstützen, klimaneutral zu leben und zu arbeiten: Diesem Vorhaben widmet sich das Klimanetzwerk Emmen und hat deshalb am 11. März 2023 die Bevölkerung zu einem Spaziergang durch Emmen eingeladen. Im Zentrum dabei standen die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDGs), zu derer Erreichung sich alle UNO-Mitgliedstaaten mittels der Agenda 2030 verpflichtet haben. Im Rahmen des ersten SDG-Spaziergangs durch Emmenbrücke sollte gemeinsam erkundet werden, was in der Gemeinde Emmen für die Erfüllung der SDGs bereits geleistet wird und wo jede und jeder Einzelne von uns ansetzen kann.

SDG
Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) sind Kernstück der Agenda 2030 aller UNO-Mitgliedstaaten. (Bild: zvg)

«Welches Ziel liegt dir persönlich besonders am Herzen? », fragt Markus Kappeler, Mitorganisator des SDG-Spaziergangs, in die Begrüssungsrunde. Die 17 Ziele, visualisiert mit Piktogrammen und greifbar auf Karten, sind rasch verteilt unter den dick eingepackten Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Weder von Schneefall, Pflotsch noch Kälte haben sich die rund zwanzig Interessierten abhalten lassen und sich am Samstagmorgen auf dem Sonnenplatz versammelt.

«193 Mitgliestaaten der Vereinten Nationen UNO haben im September 2015 die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung unterschrieben», leitet Elena Lustenberger vom Klimanetzwerk Emmen ein und ergänzt, dass sich damit die Schweiz mit ihren Kantonen, Gemeinden, der Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft dazu verpflichtet hat, sich an den SDGs zu orientieren. «Es gibt in Emmen unzählige spannende Kristallisationspunkte zu den Zielen und wir alle, die wir in Emmen leben oder arbeiten, sind gefordert, die Entwicklung mitzugestalten», ergänzt Markus Kappeler.

Herausragende Beispiele aus Emmen
Im Plenum wird man sich schnell klar, dass die SDGs sehr vernetzt sind und jede und jeder von uns täglich damit in Berührung kommt. Eine Teilnehmerin hält am Beispiel des Themas Hunger fest, dass die Ziele universell gültig sind, jedoch differenziert betrachtet werden müssen: «Während manche Länder noch immer gegen den Hunger kämpfen, stehen in anderen die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft oder die gesunde Ernährung und der Kampf gegen die Fettleibigkeit im Vordergrund. »

Etwas besser geschützt vor Wind und Niederschlag dienen beim Schulhaus Gersag die Ziele hochwertige Bildung und Geschlechtergleichheit als Grundlage für einen längeren Erfahrungsaustausch. Der Spaziergang Richtung Viscosi wird genutzt, um Gedanken weiter zu führen und sich in der Gruppe besser kennenzulernen.

Angekommen an der Emmenweidstrasse rückt das Thema Energie in den Vordergrund der Gespräche. «Während die Menschen mancherorts kaum Zugang zu Energie haben, verbrauchen zahlreiche Länder zu viel davon und müssen Lösungen finden, wie sich der Energiekonsum und die damit verbundene Umweltbelastung vermindern lassen», hält Lukas Barmet, Klimanetzwerk Emmen, fest. Das Bürogebäude Emmenweid kommt als Neubau ohne Heizung, mechanische Lüftung oder Kühlung aus und verspricht trotzdem ein angenehmes Raumklima. Ein herausragendes Beispiel dafür, wie von Emmen aus zur Zielerreichung beitragen wird.

Vielfältige Nachhaltigkeitskeimzellen
Etwas weiter beim Viscosiareal lässt sich die Gruppe gleich mehrfach inspirieren: Zwei der Verpflichtungen aus der Agenda 2030 beinhalten die Förderung eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums sowie einer nachhaltigen Industrialisierung und Innovationen. Markus Kappeler erzählt, dass hier die Expertise der Hochschule Luzern mit dem industriellen Knowhow der Monosuisse zusammengeführt werde. Im Fokus liege das Upcycling und das Erforschen nachhaltiger Alternativen zu Textilfasern. «Es sollen nicht nur der Ressourcenverbrauch und die CO2-Emissionen vermindert, sondern die Lebenszyklen von textilen Produkten verlängert werden», zitiert Kappeler die Projektleiterin der Forschungskooperation Viscosistadt Lab.

Mit grossen Schritten und verstrickt in Zweierdiskussionen geht der Spaziergang weiter über den Seetalplatz. Die Gebietsentwicklung Luzern Nord zeigt auf, wie das Ziel der nachhaltigen und sicheren Gestaltung von Städten in der Gemeinde Emmen umgesetzt wird. Das Reussdelta inspiriert zum Nachdenken über die Erhaltung von Lebewesen im Wasser und den Schutz von Landökosystemen.

Einen Kristallisationspunkt rund um das Vorhaben, für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster zu sorgen, bildet die Weberwiese. Im Gartenprojekt werden Gemüse und Früchte angepflanzt, geerntet und im Abonnement verkauft. Ein schönes Beispiel dafür, wie in Emmen lokal, saisonal und biologisch produziert wird.

Zwischen Machtlosigkeit und Hoffnung
Um die gesammelten Informationen und Denkanstösse zu sortieren, führte der Spaziergang schliesslich ins Kirchenzentrum Meierhöfli. «Ich bin aus der Stadt Luzern gekommen und es hat mich einfach interessiert, was in Emmen zum Thema nachhaltige Entwicklung so passiert. » hält ein Teilnehmer fest. Beim wärmenden Kaffee werden auch Gedanken dahingehend geäussert, dass man sich durch die verschiedenen Ziele, ihre Komplexität und Dringlichkeit schon mal erschlagen oder machtlos fühlen kann.

Eine Gruppen Personen in einem Raum.
Im Kirchenzentrum Meierhöfli wurden Erfahrungen ausgetauscht und Gedanken rund um die Nachhaltigkeitsziele sortiert. (Bild: zvg)

Für Elena Lustenberger ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen die SDGs kennen. Sie geben Orientierung  für unser tägliches Entscheiden und Handeln. Sie sollten die Basis von Strategien sein, ob in Unternehmen, im Bundes- oder Gemeinderat, im Privatleben. Eine Vielzahl von Akteuren sei aufgerufen, ihre Kompetenzen und Interessen zu vereinen, um die Ziele zu verwirklichen. «Für mich persönlich strahlt die farbige Karte mit den Piktogrammen aber auch unglaublich viel Hoffnung aus. Global setzen sich sehr viele Menschen für die Erreichung der SDGs ein. » Sie ergänzt: «Pinnt euch die 17 Ziele an den Kühlschrank, schaut sie jeden Tag an und lebt sie. Sie machen viel Freude und Mut! »

Im Klimanetzwerk und unter den Teilnehmenden des SDG-Spaziergangs ist man sich einig: Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung soll nicht auf Kosten der Umwelt erfolgen. Mit der Annahme der Agenda 2030 und ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung hat sich die Schweiz einer ehrgeizigen und vielversprechenden Vision verpflichtet – einer Vision, zu deren Realisierung aus Emmen bereits heute einige positive Impulse wirken.

 

Die 17 Ziele der nachhaltigen Entwicklung SDGs Nächster SDG-Spaziergang in den Startlöchern
Im September 2015 verabschiedeten alle UNO-Mitgliedsländer die Agenda 2030. Diese trägt der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Dimension der nachhaltigen Entwicklung in ausgewogener Weise Rechnung. Kernstück sind 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs). Sie sollen bis 2030 global und von allen UNO-Mitgliedstaaten erreicht werden. Das heisst, dass alle Staaten gleichermassen aufgefordert sind, die drängenden Herausforderungen der Welt gemeinsam zu lösen. Keine Armut, sauberes Wasser für alle, den Klimawandel bekämpfen oder die Ungleichheit innerhalb von Staaten verringern sind einige Themen, die von den 17 Zielen abgedeckt werden.

Das Klimanetzwerk Emmen setzt sich ein für Ideen in unserer Gesellschaft. Die Initianten möchten Menschen eine Plattform bieten, zusammenführen, unterstützen und inspirieren. Sie streben mit ihrem Vorhaben ein umweltverträgliches, sozial gerechtes und sinnerfülltes Leben, Arbeiten und Wirtschaften an. Die Webseite des Netzwerks verbindet viele Informationen rund um diese Anliegen.

Der zweite SDG-Spaziergang findet am 10. Juni 2023 statt. Infos unter klimanetzwerk-emmen.ch.

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Die interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben dem garstigen Wetter getrotzt und sich zusammen auf den Weg gemacht, um das Emmer Nachhaltigkeitspotential auszuloten. (Bild: pbi)