Haupinhalt

Calisthenics in Emmen: Krafttraining für alle

27. Februar 2024
Für die einen sind es bloss Stangen, für die anderen ein kreatives Trainingsgerät: Die Gemeinde Emmen errichtet auf dem Gersag-Areal ihre erste Anlage für Street Workout. Das Krafttraining mit Eigengewicht ist der urbane Trendsport schlechthin und für die Trendsetter in jeder Region gar Ausdruck eines eigenen Lebensstils.

Übergeschwappt von den Bezirken New Yorks, wurde der Trend in der Schweiz im Jahr 2012 mit der Errichtung der ersten Anlage in St. Gallen erstmals deutlich erkennbar. Spätestens seit der Pandemie schiessen neue Anlagen in den Gemeinden wie Pilze aus dem Boden. Wer Krafttraining draussen machen will, muss sich nicht länger mit allem zufriedengeben, was sich sonst so auf der Strasse findet, sondern hat mit der Street-Workout-Anlage ein sicheres Trainingsgerät.

Wem allein die Vorstellung, mit dem eigenen Körper wie eine Fahne im Wind zu hängen, den Schweiss auf die Stirn treibt, sollte an dieser Stelle trotzdem weiterlesen. Denn Calisthenics, wie die Sportart auch genannt wird, ist keinesfalls nur für Profis, wie der Emmer Mauro Schwegler weiss: «Street Workout ist für alle Erfahrungs- und Altersstufen möglich.» In einem Co- Präsidium hat er im vergangenen Jahr den Verein Bar Rebels Lucerne gegründet und es sich zur Aufgabe gemacht, die Sportart in Emmen und in der Region Luzern weiterzuverbreiten.

Menschen an der Street-Workout-Anlage.

Hinter den Übungen, bei denen der menschliche Körper scheinbar so mühelos die Schwerkraft austrickst, steckt hartes Training. Jedoch ist die Anlage so aufgebaut, dass alle auf ihrem Niveau trainieren können und dabei nie ausgelernt haben. «Auch ich habe mit einfachen Übungen angefangen», so der 24-jährige Trendsportler, der nebenbei auch Fussball spielt. Es sei nie zu spät, mit Street Workout und den Grundlagen wie Liegestützen oder Kniebeugen zu beginnen. «Wenn das Mentale und der Ehrgeiz stimmen, spielt alles andere keine Rolle.»

Treffpunkt, um sich gegenseitig zu motivieren
Die Community rund um die Trendsportart ist bekannt für ihre offene und kontaktfreudige Kultur. Emmerinnen und Emmer sollen sich nicht von den Videos der Profis in den sozialen Medien abschrecken lassen, sondern es einfach mal ausprobieren, so Schwegler. «Auf den Street-Workout-Anlagen ist die Hilfsbereitschaft sehr hoch.» Man könne jede Person alles fragen und sei im Gegenzug auch offen für Kritik an den eigenen Übungen, macht Schwegler den Vergleich zum klassischen Fitnessstudio, wo viele für sich allein trainierten. Die Anlagen seien also durchaus auch Treffpunkt für neue Bekanntschaften und zur gegenseitigen Motivation.

Die offene Kultur und grosse Hilfsbereitschaft sei auch hinter den Kulissen ganz normal, wo Vorreiter interkantonal zusammenarbeiten und Meisterschaften organisieren, um ihre Sportart zu perfektionieren und weiter bekannt zu machen. «Ich hätte nicht gedacht, dass daraus so etwas Grosses wird, als ich 2020 mit einem Freund auf dem Vitaparcours beim Riffigweiher die Idee hatte, einen Verein für Street Workout zu gründen.» Die Bar Rebels Lucerne zählen inzwischen 24 feste Mitglieder, wobei einige gar aus Bern oder dem Aargau anreisen. «Wir haben jeden Sonntagnachmittag ein offenes Training und haben jüngst auch ein Camp speziell für Frauen realisiert», so Schwegler über sein Engagement, die Sportart für alle zugänglich zu machen.

Ein Bedürfnis der Emmer Vereine und Bevölkerung
«Der Emmer Street-Workout-Park im Gersag ist gut erreichbar, kostenlos und bietet der Emmer Bevölkerung die Möglichkeit, jederzeit allein oder in Gruppen zu trainieren», freut sich Igor Trninic, Leiter Bereich Sport der Gemeinde Emmen, über die Realisierung der Anlage, die den Wünschen verschiedener lokaler Sportvereine und der Bevölkerung entspreche. «Wir hoffen natürlich, dass möglichst viele Menschen die Anlage nutzen werden und diese somit zur allgemeinen Bewegungs- und Gesundheitsförderung beiträgt.» Per Ende April 2024 werde die Anlage fertig und für die Bevölkerung freigegeben.

Die Kosten für den Street-Workout-Park Gersag betragen rund 70 000 Franken. Die Anlage wird als Ergebnis einer Umfrage mit den Emmer Vereinen und der Bevölkerung realisiert und ist Teil des Masterplans für die Sport- und Freizeitanlagen, wonach die Gemeinde Emmen während der nächsten zehn Jahre gut 70 Millionen Franken in ihre Sportinfrastruktur investieren will. Dazu zählen Angebote für Individual- und Trendsportarten wie etwa die Padel-Tennis-Anlage, welche die Gemeinde im Rossmoos plant. Die Realisierung dieses Projektes ist jedoch ungewiss, weil das Emmer Parlament die Berücksichtigung bereits bestehender privater Projekte fordert.

Zwei Männer stützen sich an zwei Querstangen im Park.
Wie hier bei der Street-Workout-Anlage Ufschötti Luzern können Emmerinnen und Emmer bald auf dem Gersag-Areal mit dem eigenen Körpergewicht trainieren. (Bilder: Bar Rebels Lucerne)