Gemeinde Emmen
Rüeggisingerstrasse 22
6021 Emmenbrücke
041 268 01 11
emmen@emmen.ch
«Sag mir, woher du kommst, und ich sage dir, wer du bist», lautet ein geflügeltes Wort. Es hätte von Kurt Messmer stammen können. Von einem bewundernswerten Eifer beflügelt wurde der passionierte Historiker und Geschichtsdidaktiker nicht müde, das Vergangene lebendig zu halten, es mit dem Gegenwärtigen zu verheiraten und daraus Entwicklungen für die Zukunft abzuleiten. «Antworten auf die Frage nach unserer Identität finden wir nur auf dem Weg, auf dem wir gekommen sind – in der Geschichte», wird er in einer älteren Emmenmail-Ausgabe zitiert.
Geschichtsvermittlung als berufliche Passion
Die Geschichte der Gemeinde Emmen hatte für ihn stets einen besonderen Stellenwert. Abgesehen von einem kurzweiligen Gastspiel war Kurt Messmer Zeit seines Lebens hier zu Hause. Emmen war sein Arbeits- und Lebensmittelpunkt – zentraler Fixpunkt seiner persönlichen Identität. Regelmässig lud er zu Vorträgen, Führungen und Erkundungen vor Ort, um der Bevölkerung die Emmer Geschichte in Geschichten näherzubringen. «Es gibt nur etwas, das spannender ist als Geschichte: die Geschichte der Geschichte», pflegte er zu sagen. Sein didaktisches Geschick gepaart mit einem eloquenten Erzählstil machten ihn zu einem gefragten Redner.
Seinen beruflichen Werdegang begann Kurt Messmer 1966 als Primarlehrer im Schulhaus Emmen Dorf. Danach unterrichtete er sechs Jahre lang als Sekundarlehrer im Schulhaus Gersag, bevor er in die Lehrerausbildung wechselte. Vor seiner Pensionierung 2011 wirkte er als Fachleiter Geschichte an der Pädagogischen Hochschule (PH) Luzern und Lehrbeauftragter für Geschichtsdidaktik an der Universität Fribourg. Ab 2011 war er als freischaffender Historiker tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte setzte er unter anderem auf die historische Bildung, die Geschichtsvermittlung im öffentlichen Raum und die Inszenierung von Geschichte, Erinnerungskultur und Geschichtsbewusstsein.
Emmens «Erbgut» freigelegt
Mit der Zeit sammelte sich Kurt Messmer ein enormes (sozial-)geschichtliches Wissen über seine Heimatgemeinde an und bewegte sich leichtfüssig über wichtige Emmer Plätze und Örtlichkeiten. 2004 verfasste er das Editorial des zweibändigen Werks «In Bewegung. Geschichte der Gemeinde Emmen». Es ist zum Standardwerk zur Emmer Gemeindegeschichte avanciert, angereichert mit unzähligen spannenden Zugängen zur Vergangenheit, anschaulich erzählt, konkret und «nahe bei den Menschen und ihren jeweiligen Lebensbedingungen», wie der Historiker selbst urteilt.
Diverse Arbeiten über die Geschichte und Entwicklung der Gemeinde Emmen umfassen Messmers Œuvre. Er dokumentierte die Fabriksiedlungen Sonnenhof und Emmenweid, er schrieb historische Beiträge über das Schulhaus Krauer und die Schulanlage Gersag, publizierte über die Pfarrkirche Gerliswil, den Seetalplatz, den Sonnenplatz und über die «fadengewandten Fabrikmeitschi» der Viscosuisse. Als Ende 2018 der Belluno Platz an der Pforte zur Viscosistadt feierlich eingeweiht wurde, lieferte Kurt Messmer den historischen Kontext. Die Namensgebung würdigte er als schönes Zeichen der Erinnerungskultur.
Bekenntnis zur Erinnerungskultur
«Emmen hat eine Industrie-DNA», betonte der Historiker allenthalben. Man habe viel übernommen aus der Geschichte und sei nun in der Pflicht, das Übernommene weiterzuführen. «Herkunft braucht Zukunft», sagte der Historiker Messmer – und plädierte stets dafür, die Emmer Industriegeschichte aufrechtzuerhalten. «Wir müssen unserem baulichen Erbe Sorge tragen, denn wir geben es an künftige Generationen weiter.» Umso mehr schätzte er die geschichtlichen und historischen Bezüge, die heute bei zahlreichen Bauten zu finden sind. Jüngstes Beispiel: Der Stauffacher-Platz, der im Februar 2025 unter Mitwirkung von Kurt Messmer beim Emmen Center feierlich eingeweiht wurde.
2017 wurde Messmer für seine langjährige historische Vermittlungsarbeit mit dem Emmer Kulturpreis gewürdigt. «Wenn in einer Zeit raschen Wandels ein Historiker ausgezeichnet wird, ist das auch ein Bekenntnis zur Erinnerungskultur», meinte der Geehrte. Der Preis sei ihm vorgekommen wie ein Versprechen, man werde das kollektive Gedächtnis und damit die Identität der Gemeinde Emmen weiterhin pflegen. Als Galionsfigur hat die historische Stimme Emmens uns diesen Weg gewiesen. Sein Erbe wird die Zeit überdauern.
Kurt Messmer wurde 78 Jahre alt.