Gemeinde Emmen
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Es ist eines der grössten Bildwerke im öffentlichen Raum in der Gemeinde. Trotzdem kennen es wahrscheinlich nur wenige Emmerinnen und Emmer. Und wie der Schreibende kürzlich an einer Meierhöfli-Klassenzusammenkunft erfahren musste, ist es auch vielen Schülerinnen und Schüler, die sechs Jahre lang an dem über drei Etagen sich hinziehenden Glasgemälde vorbeigingen, nicht in Erinnerung geblieben. Seltsam, denn unübersehbar und bunt und weltumspannend ist die Thematik des Werks, das sich im Jahr 1955 eröffneten Schulhaus Meierhöfli befindet. Es ist nicht nur sehr dekorativ, sondern hält auch eine Reminiszenz aus Emmens wirtschaftlicher Blütezeit fest.
Geschaffen hat es der Zürcher Maler, Grafiker und Illustrator Max Hunziker (1901-1976). Der Künstler machte sich in der Schweiz besonders einen Namen als Schöpfer bedeutender Glasmalereien in Kirchen und privaten Bauten.
Der obere Teil des Glasbildes hält die mit Blumen, Sternen und goldenen Sträuchern illuminierte religiöse Szenerie „Der gute Hirt“ fest. Lokalgeschichtlich interessant wird es im unteren Teil. Ein Pfau schlägt sein Rad, links und rechts von ihm sind Frauen und Männer in schönen Kleidern aufgereiht, die kostbare Stoffe vorführen. Dann folgt ein blaues Band mit 16 wie an einer Kette aufgereihten fischähnlichen Formen. Aber es sind keine Fische aus den drei Emmer Gewässern! Es sind Spulen aus der Viscosefabrik, aufgezogen mit den kilometerlangen, hauchdünnen Kunstfasern wie Rayon oder Nylon. Darunter durchschneidet ein Frachtkahn, Vorgänger der heutigen Containerschiffe, die Meereswellen. Er ist turmhoch beladen mit farbigen Kisten, am Bug posiert ein weiblicher Schutzengel, am Heck flattert die Emmer Fahne. Die Kisten enthalten die Produkte der Viscose, die in die weite Welt exportiert wurden. 1955, als das Schulhaus gebaut wurde, belief sich der internationale Viscose-Export auf rund 15‘000 Tonnen, was 70 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachte.
Das Glasgemälde wurde 1956 fertig, das traf sich gut. Die Viscose beging eben ihr 50-Jahr-Jubiläum und stiftete deshalb 30‘000 Franken an das Kunstwerk mit der versteckten Image-Werbung. Gesamthaft kostete die Ausführung 50‘000 Franken, ein namhafter Betrag damals.