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Kunst-Tresor - Balz Camenzind

17. November 2022
Die Gemeinde Emmen öffnet ihren Kunsttresor! Die Kunstsammlung der Gemeinde Emmen besitzt mehr als 600 Werke. Die Bilder, Zeichnungen und Plastiken setzen farbige Akzente in Büros der Verwaltung und in Schulhäusern, sie markieren Plätze im Freien oder warten im Archiv auf ihre Entdeckung. Jede Woche wird eines dieser Kunstwerke vorgestellt.

Eine Kuh so zu malen, ist kein wohlgefälliges Werk, sondern eine kühne Herausforderung für Maler und Betrachter: Nicht den Kopf, die reflektierenden Augen mit den grossen Pupillen und die stolzen Hörner streckt die Kuh uns entgegen, sondern Hintern und Schwanz und zwischen den Beinen das pralle Euter. Ihr Rücken ist gekrümmt, das Maul am Boden – frisst sie Gras oder sauft sie Wasser? Sollte sie den Schwanz anheben, wäre es für den Wanderer auf der Weide angezeigt, etwas beiseite zu treten. – So eine unverblümte Darstellung, ungestüm mit schmutzigen Farben und leicht unfertig auf die Leinwand gesetzt, hat ihre Geburtsstunde bestimmt nicht in einem städtischen Atelier, sondern kann nur „vor Ort“ entstanden sein.

So war es auch, Balz Camenzind (1907-1989), der Maler, war auf der zu Sempach-Station gehörenden Liegenschaft „Gritzenmoos“ zuhause. Im „Lexikon der zeitgenössischen Schweizer Künstler“ von 1981 lesen wir: “Im Hauptberuf Landwirt auf einem Hof bei Sempach“. Der junge Balz wollte Maler werden, besuchte eine zeitlang die Kunstgewerbeschule Luzern. Eine Erkrankung des Sehnervs zwang ihn zum Ausstieg, und so wurde er Bauer auf dem Hof des früh verstorbenen Vaters. Doch die Kunst liess ihn nicht los, und er malte in 50 Jahren an die 1000 Bilder, die meisten mit Motiven aus dem bäuerlichen Alltag: Pferde, Kühe, Geissen, Bäume, Wald, Wiesen und Blumen. Für ihn war die Malerei nicht eine Nebentätigkeit, sondern so unverzichtbar wie das Bauern. Es ist überliefert, dass er häufig auf dem Hof alles liegen liess, um ein Bild in zwei Stunden zu malen. Es hätte ihm nichts ausgemacht, die Feldarbeit zu unterbrechen, um eine Inspiration spontan auf die Leinwand zu bringen.

Seine temperamentvollen Bilder – keine Bauernmalerei, sondern ausdrucksstarke Expression in Richtung Abstraktion – waren häufig in Galerien und vereinzelt in Museen ausgestellt, in Emmen war dies 1973 und 1981 der Fall. Der gesellige und humorvolle Camenzind engagierte sich kulturpolitisch, war im Zentralvorstand der Künstlergesellschaft GSMBA und während ein paar Jahren im Vorstand der Kunstgesellschaft Luzern.

„Kuh Bionda“, so heisst das Bild (Oel auf Leinwand, 70 x 80 cm) in der Kunstsammlung Emmen, entstand 1953 und war 1958 angekauft worden. Heute hängt es in einem zentralen Büro der Gemeindeverwaltung.

„Kuh Bionda“ (Oel auf Leinwand, 70 x 80 cm) von Balz Camenzind
„Kuh Bionda“ (Oel auf Leinwand, 70 x 80 cm) von Balz Camenzind