Gemeinde Emmen
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Das Musicalhaus «Le Théâtre», Betreiberin des Kultur- und Kongresszentrums Gersag, hat sich seit dem Start in Emmen 2017 weit herum einen ausgezeichneten Namen gemacht. «Im Bereich Musical gilt ‹Le Théâtre› als Leuchtturm der Schweizer Szene dank der regelmässigen Programmierung von qualitativ hochwertigen Premieren von Broadway- und West End-Shows», anerkennt der Gemeinderat und bezieht sich dabei gleichermassen auf Publikumsreaktionen wie Kritiken in der internationalen Fachpresse.
Gute Kritiken sind das eine, Wirtschaftlichkeit das andere. Dem hervorragenden Renommee des «Le Théâtre» kommen die Betriebszahlen nicht hinterher. Besonders die für den wirtschaftlichen Betrieb des Hauses wichtigen Einnahmen durch eingemietete Events wie Kultur- und Firmenanlässen haben die Erwartungen hinsichtlich Auslastung und Rentabilität nicht erfüllen können. Die Folge: Verzüge bei den Amortisationszahlungen für das Darlehen in Höhe von 2,8 Millionen Franken, welches das «Le Théâtre» 2017 von der Gemeinde Emmen erhalten hatte.
Dem durch die Coronapandemie zusätzlich gemarterten «Le Théâtre» kommt hierbei indes keine Exklusivität zuteil. «Seit der Eröffnung vor rund 50 Jahren ist es mit unterschiedlichen Konzepten nicht gelungen, das Kultur- und Kongresszentrum rentabel zu führen», bilanziert der Gemeinderat.
Neue Konditionen mit Vereinsvorteilen
Wie also soll es mit der für das gesellschaftliche und kulturelle Leben in der Gemeinde Emmen wichtigen Adresse weitergehen? In einem Bericht und Antrag (03/23) lotet der Gemeinderat diverse Möglichkeiten für die Zukunft des Kulturzentrums Gersag aus: Vom Status Quo über eine Betriebsführung durch die Gemeinde Emmen mit oder ohne Restaurationsbetrieb bis hin zur Schliessung des gesamten Zentrums.
Unter Berücksichtigung aller Aspekte und Möglichkeiten beurteilt der Gemeinderat die Weiterführung mit der bestehenden Pächterin als die sinnvollste Lösung – allerdings mit angepassten Konditionen. So sollen die mit dem zweckgebundenen Darlehen finanzierten Investitionen durch die Gemeinde Emmen zurückgekauft werden, was faktisch dem Erlass der Darlehensschuld entspricht. Dadurch würde das «Le Théâtre» jährlich um rund 220'000 Franken entlastet.
Ausserdem soll ein neuer, umsatzabhängiger Pachtvertrag mit kürzerer Vertragsdauer eine betriebswirtschaftlich rentable Führung des Kultur- und Kongresszentrums Gersag als «Le Théâtre» ermöglicht werden. Darin ist ebenfalls festgehalten, dass Emmer Vereine von einer Vorzugsbehandlung profitieren: «Für die Saalmiete und Technik werden nur 50 Prozent der jeweils gültigen Mietkonditionen den Vereinen in Rechnung gestellt», hält der Gemeinderat fest.
Unterstützung «nicht zumutbar»
Alles in allem würde die Gemeinde Emmen mit dem neuen Pachtvertrag noch etwa halb so viel Geld erhalten wie bisher. Angesichts des kulturellen und gesellschaftlichen Mehrwerts, den das Haus mit sich trägt, ist dies für den Gemeinderat eine stimmige Rechnung, zumal der Vergleich mit anderen Institutionen klar mache, «dass ein Kultur- und Kongressbetrieb ohne die Unterstützung der öffentlichen Hand über kurz oder lang nicht funktionieren kann.»
Die Mehrheit der Einwohnerratsparteien sieht dies ähnlich, wie eine Umfrage der Luzerner Zeitung kürzlich ergeben hat. Es gibt aber auch kritische Stimmen: Marco Paternoster und Mario Bucher namens der SVP-Fraktion stellen dem Bericht und Antrag des Gemeinderates ein dringliches Postulat (07/23) entgegen. Darin halten sie fest: «Es ist weder Sache der Gemeinde, ein Restaurant zu betreiben, noch ist es Sache der Gemeinde, private Aktiengesellschaften mit Steuergeldern am Leben zu erhalten.» Eine solche Unterstützung sei für die SVP Emmen «nicht zumutbar».
Die Postulanten fordern stattdessen die Prüfung alternativer Optionen, darunter die Schliessung des Zentrums Gersag nach Auslaufen des aktuellen Pachtvertrags. Dies wäre allerdings erst ab 2032 möglich, da der bisherige Vertrag eine 15-jährige Laufzeit beinhaltet. Auch eine mögliche Umnutzung des Hauses zu einem Schulraum oder für Schuldienste solle geprüft werden, womit allenfalls auf den geplanten Neubau eines Schulhauses im Gebiet Rosenau oder Gersag verzichtet werden könne (vgl. hierzu Bericht und Antrag 04/23).
Ob und wie es in Zukunft mit dem Kultur- und Kongresszentrum Gersag weitergeht, wird sich im Rahmen der nächsten Einwohnerratssitzung zeigen: Sowohl der Bericht und Antrag des Gemeinderats zur Weiterführung des Betriebs als auch das dringliche Postulat der SVP werden an der Parlamentssitzung vom 14. März 2023 behandelt. Die vollständige Traktandenliste inklusive Direktlinks auf sämtliche zugehörigen Parlamentsgeschäfte findet sich auf der Gemeindewebsite.