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«Jetzt wollen wir auch an den Euro Skills gewinnen»

14. August 2025
Leonardo Soares Sousa ist innovativ, ehrgeizig und verkörpert den Unternehmergeist der Generation Z. Der amtierende Schweizermeister in Entrepreneur Skills hat sich in Emmen niedergelassen. Dort, wo mit der Vision «Pionier Emmen – mein Lieblingsort» genau das angestrebt wird, wofür er steht. Nun will er für die Schweiz Edelmetall an den Euro Skills 2025 in Dänemark holen.

Es sind nur wenige Schritte zu Fuss von seiner Wohnung bis zum Treffpunkt für das Gespräch im Restaurant am Eingang zur Viscosistadt: Seit acht Monaten lebt Leonardo Soares Sousa in Emmen. Die zentrale Lage, das breite Mobilitätsangebot und die moderne Wohnung im 4Viertel würden ihm besonders gefallen, sagt Soares Sousa und resümiert: «Ich bin hier in kurzer Zeit sehr gut angekommen.»

Dabei fiel der Umzug in eine ohnehin bewegte Zeit. Im September 2024 gewann Leonardo Soares Sousa gemeinsam mit Marlon Mathieu und Alessio Lovatello den Schweizer Meistertitel in der noch jungen Kategorie Entrepreneur Skills. Diese Disziplin ist Teil der nationalen und internationalen Berufswettbewerbe und fokussiert darauf, unternehmerische Kompetenzen sichtbar zu machen und zu fördern. Teilnehmende aus verschiedensten Berufsrichtungen messen sich darin, praxisnahe Lösungen für gesellschaftlich relevante Fragestellungen zu entwickeln. «Man kann es sich ungefähr vorstellen wie die Fernsehshow ‹Die Höhle der Löwen›», erklärt der 22-Jährige.

Triumph an den SwissSkills 2024: Leonardo Soares Sousa, Marlon Mathieu und Alessio Lovatello feiern ihren Schweizer Meistertitel in der Kategorie Unternehmertum. (Bild: zvg)

Nachhaltigkeit als Wettbewerbskern

Wie bereits bei der regionalen Vorausscheidung orientierte sich die Aufgabenstellung beim Finale in Bern an einem der 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO (Sustainable Development Goals). Die Herausforderung, welche dem Team rund um Soares Sousa zugeteilt wurde: Eine innovative Idee entwickeln, um Städte und Gemeinden nachhaltiger zu gestalten.

Das Trio suchte nach einer Lösung, wie sich nachhaltiges Verhalten im Alltag fördern lässt, etwa im Bereich Mobilität. Dabei stiessen sie auf Studien zur Verhaltensmotivation, die zeigen, dass Belohnungssysteme Menschen besonders gut zu positiven Veränderungen anregen. Aus dieser Auseinandersetzung entstand ihre Geschäftsidee: eine App, die Velofahrten erfasst und mit Gutscheinen für lokale Geschäfte belohnt.

In ihrer Marketingstrategie planten sie eine Zusammenarbeit mit bestehenden Programmen wie «Bike to work», das bisher noch keine eigene App besitzt. Erste Gespräche mit interessierten Unternehmen fanden noch während des Wettbewerbs statt. «Ein Luzerner Sportgeschäft hat uns direkt zugesagt, dass es mitmachen würde, sobald die App marktreif ist», so Soares Sousa.

Von der Idee zum Businessmodell

Die intensive Vorbereitung auf die Swiss Skills ging über Monate. In einem privaten Büro simulierten Soares Sousa und seine Kollegen reale Wettkampftage und übernachteten sogar dort. «Wir hatten für jedes der 17 Nachhaltigkeitsziele bereits im Voraus eine Geschäftsidee entwickelt. Das gab uns am Wettkampf einen grossen Zeitvorteil.»

Dabei ging es den drei jungen Unternehmern nicht um einen materiellen Gewinn, sondern darum, ihre gemeinsame Leidenschaft auf einer grossen Plattform auszuleben. «Wir haben schon früher zusammen Ideen gesponnen. So zum Beispiel eine App, mit der man im Club Musikwünsche an DJs senden kann», erzählt Soares Sousa. Als sie die Ausschreibung für die Swiss Skills erhielten, war für ihn klar: «Das ist genau die Chance, auf die wir gewartet haben.»

Die drei, die sich aus der KV-Berufsschule kennen, bezeichnen sich selbst als «Dreamteam». Jeder habe eine klare Rolle: Soares Sousa liefert die kreativen Impulse, Mathieu jongliert Zahlen und prüft die Realisierbarkeit, Lovatello fasst zusammen und kommuniziert. Ihr fest verankertes Motto: «We win by having fun, and we have fun by winning.»

Nächster Halt: Euro Skills 2025 in Dänemark

Mit dem Schweizer Meistertitel hat sich das Team das Ticket für die Euro Skills 2025 im dänischen Herning gesichert. Vom 9. bis 13. September werden sich dort über 100’000 Besucherinnen und Besucher versammeln, um den besten jungen Berufstalenten Europas zuzuschauen.

Marlon Mathieu (links) und Leonardo Soares Sousa vertreten die Schweiz an den Euro Skills 2025 in Dänemark. (Bild: Swiss Skills)

Ein Wermutstropfen: An den Euro Skills sind nur Zweierteams zugelassen. Da Alessio Lovatello bereits im Voraus den Militärdienst und einen Sprachaufenthalt in Italien geplant hatte, verzichtet er. Soares Sousa und Mathieu treten als Duo an. «Wir müssen Alessios Rolle nun gemeinsam auffangen», sagt Soares Sousa. Unterstützung erhalten sie von Annalena Marti, Expertin der Swiss Skills, die bereits 2023 die Schweiz erfolgreich an die Euro Skills begleitet hat.

Im Gegensatz zur Schweizer Ausscheidung wird in Dänemark formeller und weniger praxisnah gearbeitet. Telefongespräche mit potenziellen Partnern oder Unternehmen sind nicht erlaubt. «Das wird strategisch und psychologisch anspruchsvoller, aber wir freuen uns sehr darauf», sagt Leonardo Soares Sousa. Er hofft, dass Alessio Lovatello als Besucher nach Herning mitreisen kann, um das Team vor Ort zu unterstützen.

Intensive Vorbereitung: Leonardo Soares Sousa und Marlon Mathieu beim Medientraining für die Euro Skills 2025. (Bild: zvg)

«Nicht nur arbeiten, sondern etwas bewirken»

Der Emmer ist überzeugt, dass Unternehmertum mehr braucht als nur das Streben nach Profit. «Es geht darum, Ideen umzusetzen, die einen echten Mehrwert für die Gesellschaft schaffen. Wenn jemand den Klimawandel bekämpfen und gleichzeitig ein funktionierendes Geschäftsmodell aufbauen kann, dann ist das ein Gewinn für alle.»

Aufgewachsen ist Leonardo Soares Sousa in Gstaad im Kanton Bern als mittleres von drei Geschwistern. Seine Eltern sind in jungen Jahren aus Portugal in die Schweiz eingewandert. Nach der obligatorischen Schulzeit suchte er gezielt eine Lehrstelle in der Stadt und wurde in Luzern fündig. «Ich habe früh gemerkt, dass mein Leben in meinen eigenen Händen liegt. Wenn du etwas bewegen willst, kannst du das. Du musst es nur wollen.»

Heute arbeitet er im Finanzbereich seines Lehrbetriebs, eines Arzneimittelherstellers, und hat sein Pensum zugunsten der Vorbereitung auf die Euro Skills auf 80 Prozent reduziert. Auch für Ausgleich ist gesorgt: Seit sechs Jahren produziert er elektronische Musik, seit zwei Jahren legt er als DJ auf. Ausserdem spielt er Tennis, geht ins Gym und möchte demnächst in Emmen Padel ausprobieren.

Die App, mit der das Team den Schweizermeistertitel holte, ist derzeit noch ein Konzept, doch Leonardo Soares Sousa denkt bereits einen Schritt weiter. Gut möglich, dass die Innovation schon bald nicht nur auf dem Papier, sondern auf den Smartphones der Schweiz zu finden ist.
 

Auch Alina Knüsel aus Meierskappel wird die Schweiz an den Euro Skills 2025, im Bereich Truck and Bus Technology, vertreten. Die Automobil-Mechatronikerin EFZ Fachrichtung Nutzfahrzeuge, absolvierte Ihre Ausbildung bei der Nutzfahrzeug AG Zentralschweiz (Nufag) mit Sitz in Emmen. «Wir sind stolz, mit Alina am Wettbewerb vertreten zu sein und gemeinsam mit ihr den Wirtschaftsstandort Emmen auf europäischer Bühne sichtbar zu machen», sagt die Geschäftsleitung der Nufag Zentralschweiz.

Alina Knüsel, Automobilmechatronikerin bei der Nufag Zentralschweiz ist Mitglied des Swiss National Teams für die Berufs-EM 2025. (Bild: Swiss Kills)

 

Pioniergeist in Emmen: Leonardo Soares Sousa, Schweizermeister in Unternehmertum, beim Seetalplatz - dem Ort, der ihm für seine Zukunftspläne als perfektes Zuhause erscheint. (Bild: pbi)