Hauptinhalt

Emmer Familie inspiriert zum Alltag ohne Auto

7. Oktober 2025
Vier Wochen lang stand das Auto der Familie Huwiler still. Stattdessen prägten Velo, ÖV und Carsharing den Alltag von Olivia, Mathias und ihren beiden Kindern. Die Emmer Familie nahm im September 2025 an der Luzernmobil-Challenge teil und wurde damit zur Botschafterin einer neuen Mobilitätskultur für die ganze Region.

Der Alltag von Familie Huwiler beginnt in der Grünmatt, wo sie zu Hause sind. Von hier aus schwärmen sie aus zu Kita, Kindergarten und Arbeit. Normalerweise ist das Auto ein wichtiger Begleiter. Doch für einen Monat hiess es: Nummernschild eintauschen gegen E-Bike und Gutscheine für ÖV und Carsharing. «Am Anfang war es eine kleine Überwindung», erinnert sich Mutter Olivia. «Aber schon nach wenigen Tagen hatten wir Routine. Ich habe gemerkt: Man muss nicht immer im Stress sein. Es genügt ja auch etwas später auf der Arbeit zu erscheinen, wenn man sich anders organisiert.»

Velofahrten statt Blechkolonne
Mathias Huwiler begleitete Sohn Elio mit dem Velo zur Tagesstruktur und fuhr danach weiter nach Dietwil zur Arbeit. Olivia brachte Tochter Malia mit dem Cargobike zur Kita in Inwil, bevor sie weiter nach Hagendorn pendelte. Oftmals vorbei an den Autos im Stau.

Die Familie plante ihren Alltag neu und erkannte positive Nebeneffekte: «Wir hatten weniger Programmpunkte, vor allem am Wochenende», erklärt Olivia Huwiler. «Aber die gemeinsame Zeit haben wir intensiver erlebt. Bei einem Ausflug nach St. Gallen mit dem Zug haben wir gemerkt, wie schön es ist, schon unterwegs wirklich zusammen zu sein. Im Auto muss einer fahren, während wir im Zug alle miteinander spielen.»

Olivia Huwiler berichtet vor laufender Fernsehkamera über ihre Erlebnisse mit der Luzernmobil-Challenge im Familienalltag. (Bild: pbi)

Was nicht ganz rund lief
Ganz ohne Stolpersteine ging es aber nicht. Als eines der Kinder krank war, wurde die Planung anspruchsvoll. «Zum Glück gibt es bei uns im Haus eine Mobility-Station», berichten die Eltern. «So war Carsharing immer in Reichweite. Nähe und Verfügbarkeit sind entscheidend. Wenn man zuerst noch einen Kilometer zur nächsten Station laufen muss, wird es kompliziert.»

Die Huwilers nahmen die Challenge spielerisch ernst. Im Wohnzimmer dienten die ausgebauten Kindersitze als zusätzliche Sitzgelegenheiten. «Wir haben das Thema gelebt und ausführlich mit den Kindern thematisiert», erzählt Olivia Huwiler. Auch kleine Anschaffungen halfen: «Coole Regenjacken und Gadgets machen das Ganze angenehmer und belohnen ein bisschen.»

Emmen als Mobilitätsgemeinde
Emmen sei ein guter Boden für nachhaltige Mobilität, sind Huwilers überzeugt: «Wir haben hier beste Velowege». Besonders die Strecke von der Grünmatt zum Seetalplatz entlang der Reuss habe sie schätzen gelernt. «Mit dem Anhänger dürften die Wege manchmal noch etwas breiter sein, aber grundsätzlich ist es super.»

Die Gemeinde Emmen versteht ihre Rolle in der Mobilitätswende breit: Neben Infrastruktur und konkreten Angeboten gehören auch Kommunikations-, Sensibilisierungs- und Förderaktionen dazu. Für Gemeinderat Andreas Roos, Direktor Bau und Umwelt, eine zentrale Aufgabe: «Die Platzbedürfnisse müssen immer wieder neu ausgehandelt werden», sagt er. Mobilität ist zudem ein zentraler Bestandteil der laufenden Ortsplanungsrevision, die vom Einwohnerrat breit abgestützt wird. Bei neuen Überbauungen fordert die Gemeinde Mobilitätskonzepte ein und überprüft deren Umsetzung regelmässig. «Solche strategischen Grundlagen sind entscheidend für eine nachhaltige Entwicklung», ist Roos überzeugt.

Dass es für eine Veränderung aber auch den Mut jedes Einzelnen braucht, betont Olivia Huwiler: «Es lohnt sich, alternative Formen auszuprobieren. Zu Stosszeiten ist jeder allein im Auto unterwegs. Schon halb so viel wäre gut. Wir müssen als Gesellschaft überlegen, was wir für die nächsten Jahrzehnte wollen.»

«Es geht nicht darum zu sagen, Autofahren sei schlecht, sondern um die Frage: Wo brauche ich das Auto wirklich und wo könnte ich gut verzichten, wenn ich es mir angewöhne?»

Olivia Huwiler

Erfahrungen, die bleiben
Am Abschlussevent der Luzernmobil-Challenge im Verkehrshaus der Schweiz gaben die Huwilers ihre E-Bikes zurück und erhielten ihr Nummernschild wieder. Derweil sie sich auf Ski-Ausflüge mit dem Auto freuen, bleibt die Erkenntnis: Manches braucht weniger Treibstoff, als man denkt. «Es geht nicht darum zu sagen, Autofahren sei schlecht», fasst Olivia Huwiler zusammen. «Wichtiger ist die Frage: Wo brauche ich das Auto wirklich und wo könnte ich gut verzichten, wenn ich es mir angewöhne?»

Alle 32 Teilnehmenden, Einzelpersonen, Paare und Familien, wurden am Event für ihre Offenheit und ihren Mut ausgezeichnet. Für die Huwilers ist klar: Sie nehmen viel mit aus diesen Wochen. «Es hat uns gut getan, uns zu fragen: Müssen wir immer überall sein?», sagt Olivia Huwiler. «Wir haben gelernt, bewusst weniger zu machen und nachhaltig Hürden für neue Mobilitätsformen abgebaut.»

Drei Erwachsene und zwei Kinder auf Velos.
Familie Huwiler und ein weiterer Teilnehmer beim Abschlussevent der Luzernmobil-Challenge 2025 im Verkehrshaus der Schweiz. (Bild: Kurzbild)