Gemeinde Emmen
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Verhaftet und gefoltert, erwürgt und verbrannt. Das Anwesen in Sulzig ob Werthenstein abgefackelt, Familie und Angehörige des Landes verwiesen. Das Leben des Jakob Schmidli – wegen seines Wohnsitzes auch Sulzigjoggi genannt – hat ein brutales Ende genommen. Der 1699 in Hergiswil geborene Bauer, Küfer und Fuhrmann wurde 1747 im Galgenwäldli in Emmenbrücke, der einstigen Richtstätte des Standes Luzern am Zusammenfluss von Kleiner Emme und Reuss, grausam hingerichtet.
Mit seinem kritischen Hinterfragen der autorisierten Ausdrucksformen des katholischen Glaubens bedrohte Schmidli das klerikal-politische Machtgefüge der damaligen Zeit. Der Luzerner Obrigkeit war der «aufrührerischer Pietist» ein Dorn im Auge: Als religiöser Dissident, der ausserhalb des normierten, katholischen Kirchgangs Gebetsversammlungen und Bibelstunden leitete, habe sich Schmidli der staats- und gemeinwohlgefährdenden Häresie schuldig gemacht.
Doku-Filmabend über die letzte Ketzerhinrichtung
Ein kirchen- und lokalhistorisches Filmprojekt ist der vielschichtigen Causa Schmidli nun differenziert auf den Grund gegangen. Der Dokumentarfilm, der am 26. Juni 2022 im Emmer Gasthaus Adler aufgeführt wird, schlägt einen breiten thematischen Fächer auf: Von Ketzerei und Denunziation über moralische Verunglimpfung und rechtliche Willkür bis hin zu Spiritualität und der Suche nach Antworten auf fundamentale, religiöse Fragen.
Die Schweiz, so heisst es in der Synopsis des Dokumentarfilms, habe nicht nur den traurigen Ruhm, mit Anna Göldin die letzte «Hexe» Europas auf dem Gewissen zu haben: «Zu einer Zeit, als in England bereits an Dampfmaschinen gebastelt wurde, als in Frankreich Diderot und D’Alembert mit ihrer Encyclopédie den Boden für die Revolution bereiteten, wird in Luzern der Bauer Jakob Schmidli von Werthenstein einzig wegen ‹Irrlehren und Verführung› verurteilt, öffentlich stranguliert und auf einem Scheiterhaufen verbrannt.»
In memoriam
Im Galgenwäldli in Emmenbrücke befand sich von 1562 bis zum Ende des 18. Jahrhunderts die Richtstätte des Kantons Luzern, wo insgesamt ungefähr 700 Personen zum Tode verurteilt wurden. Vor allem Hinrichtungen durch Erhängen, Erwürgen, Verbrennen und Rädern wurden hier vollzogen. Heute sorgen Informationstafeln vor Ort dafür, dass diese von menschlichem Leid geprägte Stätte nicht in Vergessenheit gerät.
Der Doku-Filmabend im Gasthaus Adler soll nun dazu beitragen, dass auch die tragische Geschichte des letzten Ketzers Jakob Schmidli, die zugleich eine des ersten postmodernen Gläubigers ist, seine Zuhörerinnen und Zuhörer findet. Eingeführt wird der Dokumentarfilm vom ehemaligen Luzerner Regierungsrat Anton Schwingruber, der sich schon in seiner Jugendzeit intensiv mit Jakob Schmidli auseinandergesetzt hat.
Infos zum Doku-Filmabend im Adler finden sich hier.