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Kunst-Tresor - Hans Emmenegger

15. September 2022
Die Gemeinde Emmen öffnet ihren Kunsttresor! Die Kunstsammlung der Gemeinde Emmen besitzt mehr als 600 Werke. Die Bilder, Zeichnungen und Plastiken setzen farbige Akzente in Büros der Verwaltung und in Schulhäusern, sie markieren Plätze im Freien oder warten im Archiv auf ihre Entdeckung. Jede Woche wird eines dieser Kunstwerke vorgestellt.

Vor 24 Jahren kam das Bild „Das Haus Herdschwand“ in die Kunstsammlung Emmen. Es konnte in Luzern an einer Auktion ersteigert werden. Es zeigt das Haus der einstigen Liegenschaft Herdschwand, wo der Künstler Hans Emmenegger 47 Jahre lang, bis zu seinem Tod, „als introvertierter Junggeselle lebte und arbeitete“, wie in einer zeitgenössischen Quelle zu lesen ist. Das 1909 gemalte Bild, noch in traditioneller Manier, ist eine frühe Arbeit Emmeneggers. Sein Vater Johann, Mitinhaber der Glashütte Siegwart in Küssnacht, hatte 1891 die bäuerliche Liegenschaft «Herdschwand» gekauft. Nach dessen Tod zwei Jahre später wurde Sohn Hans, der Maler, neuer Besitzer. Wegen Geldausleihen, vielen Reisen, eigener Kunst- und Briefmarkensammlung geriet der Künstler in finanzielle Nöte. 1911 verkaufte er deswegen der Viscose-Fabrik 1407 Quadratmeter Land für 13'366 Franken und 50 Rappen. 1934 musste er die gesamte Liegenschaft veräussern, doch er erhielt ein Wohnrecht bis zu seinem Tod. Das Grundstück mit Emmeneggers Atelierhaus ging 1969 als Schenkung in den Besitz der Gemeinde über. Das baufällige Haus wurde 2001 abgerissen und auf dem Grundstück entstand ein unkonventionelles Wohnhaus.

Hans Emmenegger (1866-1940) war ein bedeutender Schweizer Kunstmaler des letzten Jahrhunderts, der interessante künstlerische Wege beschritt. In den letzten Jahren erfuhr seine – lange Zeit unterschätzte – Malerei zunehmend Beachtung und grosse Wertschätzung. Emmenegger-Werke aus der Kunstsammlung Emmen wurden letztes Jahr in Paris und in Lausanne in wichtigen Museen ausgestellt. Emmeneggers frühe Arbeiten waren von einer tonigen Freilichtmalerei geprägt, die er in Paris und München kennen gelernt hatte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Böcklin sein Vorbild: verlassene Meeresufer mit Ruinen, Felsburgen und von Zypressen umstandene Villen wurden seine Motive. Die späteren Bilder zeugen von einem wehmütigen Verlangen nach der „herrlich öden, einsamen Gegend“: Bewaldete Hügel, flache, kahle Landschaften mit Bäumen oder in der Zeit der Schneeschmelze, schattige Waldausschnitte mit Sonnenflecken an den Stämmen. Auch Blumen- und Früchtestilleben waren ein häufiges Motiv. Die Farbgebung blieb gedämpft und spielte mit dekorativen Hell-Dunkel-Kontrasten. Emmeneggers künstlerische Experimentierfreude zeigte sich in den Bildern, welche Bewegungsabläufe umsetzen, so beispielsweise den Flügelschlag eines Vogels in einzelne Phasen.

Bild „Das Haus Herdschwand“ von Hans Emmenegger
Bild „Das Haus Herdschwand“ von Hans Emmenegger