Gemeinde Emmen
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Die IG Sport Luzern zeichnet jedes Jahr Sportlerinnen, Sportler und Vereine aus dem Kanton Luzern für aussergewöhnliche Leistungen aus. Ausserdem wählt eine Jury, bestehend aus Vertretern aus Politik, Medien, Wirtschaft, Sportmedizin und Sport, den oder die Ehrenamtliche*r des Jahres. Die diesjährige Auszeichnung für ehrenamtliche Arbeit geht an den Rothenburger Bruno Odermatt.
Odermatt bezeichnet sich als grossen Schwingfan und war 16 Jahre lang Präsident des Schwingklubs Rothenburg und Umgebung, wo er heute als Ehrenpräsident tätig ist. Als Leiter des Departements Immobilien und Sport bei der Gemeinde Emmen ist er seit über neun Jahren verantwortlich für die Infrastruktur, die Sportanlagen und Bäder sowie für den Unterhalt und die Weiterentwicklung und Lancierung neuer Immobilien-Projekte. Wir wollten von ihm wissen, wo seine Motivation für die ehrenamtliche Arbeit herrührt – und wie es um die Freiwilligenarbeit in Emmen steht.
Bruno Odermatt, was war der Startschuss für Ihre Freiwilligenarbeit?
Ich war schon in jungen Jahren sehr engagiert. Zuerst in der Pfadi als Leiter, dann in der Guggenmusig als Wagenbau- und Sujet-Chef. Danach war ich für eine Zeit Präsident eines Jugendvereins und habe mich als Mitglied in der Jungmusik betätigt. Auch der Schwingsport war immer sehr präsent – leider musste ich meine aktive Karriere nach einem Unfall schon sehr früh beenden und habe dann einige Jahre nichts mehr mit Schwingen zu tun gehabt. Mit 24 Jahren bin ich dann als Funktionär zurückgekehrt und habe mich nach und nach immer mehr für den Schwingsport und vor allem für den Nachwuchs eingesetzt.
Der Schwingsport scheint für Sie sehr zentral zu sein. Wieso?
Die gelebten Werte und der Sport haben mich immer sehr fasziniert. Dies war auch ein Grund für meine Rückkehr als Funktionär: Ich wollte unbedingt etwas für die kommenden Generationen schaffen. Der Schwingsport mit seiner Tradition sowie seinem Brauchtum soll weitergelebt werden und die Jungen sollen die Möglichkeiten haben, Sport unter optimalen Bedingungen auszuüben. Wir haben mit der neuen Schwinghalle in Rothenburg und den Trainingsmöglichkeiten bereits einen grossen Schritt in Richtung Zukunft gemacht.
Was sind einige der wichtigsten Aufgaben, die Sie als Freiwilliger im Sportbereich übernommen haben?
Ich hatte oftmals Führungs-Rollen inne, war OK-Präsident und Vereinspräsident. Das Organisieren und Koordinieren liegt mir sehr und ich schätze es, gemeinsam mit anderen etwas auf die Beine zu stellen. Ich habe es auch immer sehr genossen, Kameradschaften zu pflegen und mit Gleichgesinnten über den Sport philosophieren zu können. Ausserdem habe ich es stets geschätzt, einen Beitrag für die Gesellschaft leisten zu können. Auch wenn ehrenamtliche Arbeit nicht selbstverständlich ist, habe ich mich immer mit viel Herzblut für solche Projekte eingesetzt.
Was bedeutet für Sie Freiwilligenarbeit?
Unglaublich viel! Man stellt sich in den Dienst der Gesellschaft und macht etwas für die Allgemeinheit, wovon alle profitieren können: Die Möglichkeiten für Sporttrainings, eine sinnvolle Freizeitgestaltung, die Förderung von Kameradschaft und Gemeinschaft oder das Weitergeben von Wissen und Knowhow. Gerade für den Schwingsport sind diese Werte sehr zentral. Auch wenn wir einen leichten Rückgang im Nachwuchs feststellen, konnten wir durch unser Engagement immer wieder neuen Nachwuchs für unseren faszinierenden Sport begeistern. Von nichts kommt nichts: Man muss präsent sein, den Sport attraktiv gestalten und auf die Jungen zugehen. Die Zusatzmeile hat sich stets gelohnt und es berührt mich jedes Mal umso mehr, wenn ich die unglaubliche Begeisterung der Bevölkerung, gerade bei den Jungen, für das Traditionelle und das Brauchtum im Schwingsport spüre. Im Grossen und Ganzen kann man sagen, dass man als Ehrenamtlicher sehr viel gibt, aber auch sehr viel wieder zurückbekommt.
Was motiviert Sie, als Freiwilliger tätig zu sein?
Es hat mich immer sehr motiviert, gemeinsam etwas sinnstiftendes organisieren zu können. Erfolgserlebnisse waren auch immer wieder Antrieb, weiter zu machen. Zudem ist es unglaublich wichtig, dass Traditionen, Werte und Brauchtümer weitergegeben werden können und mit der gleichen Leidenschaft gelebt werden. Zudem lernt man extrem viel: Wie stehe ich Krisen durch? Wie organisiere ich grosse Anlässe? Wie motiviere und führe ich Mitstreiter? Wie gebe ich Wissen weiter? Der Teamgedanke ist dabei omnipräsent. Auch wenn ich oft der Chef war: Ohne die anderen geht es nicht, es braucht jeden und man hilft einander stets.
Beruflich sind Sie als Leiter des Departements Immobilien und Sport bei der Gemeinde Emmen in einem Vollzeitpensum tätig. Wie vereinbart man Job und Engagement?
Mit viel Herzblut, Engagement, Motivation, Stolz, Freude an der Sache und der Bereitschaft, freiwillig etwas leisten zu wollen. Und mit einer guten Organisation und Zeitplanung und einem gewissen Talent, viele Dinge unter einen Hut bringen zu können. Mein kreatives und vernetztes Denken ist aber sicher auch ein wichtiger Faktor. Zudem ist der Umgang mit einem Team unglaublich wichtig: Es braucht eine gewisse Überzeugungskraft, die Zusatzmeile zu gehen. Ich würde sagen, dass ich ein Macher bin, der gerne vorangeht und mit anpackt. Leader sein, heisst Vorbild sein. Zentral ist aber sicher auch meine sehr verständnisvolle Frau und Familie. Für die Unterstützung von meinem Umfeld bin ich sehr dankbar, und auch hier merkt man: Es geht nur im Team. Wir alle sind Teil von etwas Grossem in verschiedensten Rollen.
Haben Sie das Gefühl, dass Freiwilligenarbeit Ihnen als Person geholfen hat, zu wachsen und sich zu entwickeln?
Definitiv. Freiwilligenarbeit ist eine Lebensschule, welche ich jedem ans Herz legen möchte. Man übernimmt Verantwortung, besetzt vielfach schon vor dem Arbeitsleben Führungspositionen und lernt extrem viel Neues. Ausserdem profitiere ich viel von Connections und neuen Menschen, die ich kennengelernt habe.
Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen in der Freiwilligenarbeit?
Die grösste Herausforderung ist, andere motivieren zu können, etwas freiwillig und auf ehrenamtlicher Basis zu leisten. Bei uns im Schwingen funktioniert das noch recht gut, in anderen Sportarten sehe ich aber zum Teil Rückgänge, gerade bei den freiwilligen Trainern. Deshalb ist es unglaublich wichtig vorauszudenken, die Zukunft mitzugestalten und die Vereinsmitglieder sowie Sportler schon von Anfang an darauf einzustellen später etwas an den Verein zurück zugeben. Bei Anlässen ist oftmals die Finanzierbarkeit eine Herausforderung: Sponsoren sind zwar vorhanden, aber diese Partnerschaften müssen stets gepflegt werden, damit sie bestehen bleiben.
Was war Ihre grösste Herausforderung als Ehrenamtlicher?
Meine grösste Herausforderung war sicher das Kantonale Schwingfest in Rothenburg, welches aufgrund von Corona zweimal verschoben werden musste. Gerade die erste geplante Durchführung im Mai 2020 hat Spuren hinterlassen: Rund 90 Prozent des Festes wäre organisiert gewesen und musste dann kurz vorher abgesagt werden. Als dann im nächsten Jahr das Fest Pandemie-bedingt wiederum verschoben werden musste, war die Motivation beim OK, den Helfern und Sponsoren ziemlich am Boden und wir mussten alles geben, um sie irgendwie zu motivieren, dass wir das trotzdem noch durchziehen. Auch wenn Corona eine fordernde Zeit war, habe ich stets optimistisch in die Zukunft geschaut und wir haben es glücklicherweise irgendwie hinbekommen, die rund 1400 Helferinnen und Helfer, die restlichen Organisatoren sowie die Sponsoren abzuholen und erneut zu motivieren.
Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Ebenfalls das Kantonale Schwingfest in Rothenburg, welches nach zwei Mal verschieben 2022 dann doch noch stattfinden konnte und rund 33'000 Besucherinnen und Besucher anlockte. Auch wenn Corona viel Energie und Nerven gekostet hatte, war es umso schöner und emotionaler, ein erfolgreiches Schwingfest durchführen zu können. Besonders in Erinnerung blieb mir der Sonntagmorgen, als um 7.30 Uhr bei strahlendem Wetter die Schwinger vor etwa 7500 Zuschauerinnen und Zuschauern in der Arena einmarschierten. Das war ein unglaublich schöner Moment.
Wie steht es um die Freiwilligenarbeit in Emmen?
In der Gemeinde Emmen wird Freiwilligenarbeit behördlich sehr stark unterstützt, aktuell vor allem auf Vereinsebene: Wir stellen Infrastrukturen und Dienstleistungen zur Verfügung, erstellen Leistungsvereinbarungen und zahlen Jugend-Fördergelder aus. Dadurch wird natürlich auch die Ehrenamtlichkeit unterstützt. Allgemein ist die Suche nach Freiwilligen überall aber eher schwierig und Ehrenamtlichkeit schweizweit leider rückläufig. Gerade deshalb ist es umso wichtiger, Vereine zu unterstützen und Wertschätzung für freiwillige Arbeit zu zeigen. Vereine sind ein enorm wichtiges Puzzlestück in unserer Gesellschaft: Sie stehen für Integration, Kameradschaftlichkeit, sinnvolle Freizeitgestaltung und sind eine grosse Bereicherung für die Gemeinschaft und das Dorfleben.
Was bedeutet für Sie die Auszeichnung der IG Sport Luzern als Ehrenamtlicher des Jahres?
Es ist eine schöne Form der Wertschätzung für jahrelange Arbeit im Hintergrund. Es zeigt auf, dass das, was man geleistet hat, auch wahrgenommen wird. Aber eigentlich geht es mir ja nicht um meine Person: Ich möchte den Schwingklub weiterbringen, den Schwingsport in der Öffentlichkeit präsenter machen und mehr Aufmerksamkeit generieren, gerade auch bei den Jungen. Klar ist es schön, wenn Engagement honoriert wird und viele mitbekommen, was geleistet wurde. Es ist jedoch nicht nur eine Anerkennung für mich, sondern für alle Freiwilligen. Ich hatte einfach Glück das ich ausgezeichnet wurde und nehme diese Auszeichnung gerne stellvertretend für alle ehrenamtlich engagierten Personen entgegen, die genau so viel leisten wie ich.
Was sind Ihre zukünftigen Pläne im Bereich der Freiwilligenarbeit?
Zurzeit habe ich einige Projekte vor mir: Als OK-Präsident des «Roteborger Schwinget» (6. und 7. Mai 2023) und Vorstandsmitglied des Schwingklubs Rothenburg und Umgebung unterstütze ich den Verein mit Knowhow und meinem Organisationstalent. Zudem bin ich als Innerschweizer Vertreter in der Verwaltungskommission der Hilfskasse des Eidgenössischen Schwingerverbands: Hier wird Geld eingezahlt, um den Teil der Unfallkosten von Schwingern zu übernehmen, welche nicht von Krankenkassen übernommen werden oder Personen aus der Schwingerfamilie zu unterstützen, welche in eine Not geraten sind. Wiederum ein gutes Beispiel, welches die Kameradschaft, die Werte und den Zusammenhalt der Schwinger aufzeigt. Es ist unglaublich wichtig, dass man zu allen schaut - wie in einer grossen Familie.
Wie würden Sie jemanden für die Freiwilligenarbeit im Sportbereich ermutigen?
Freiwilligenarbeit ist etwas für jede und jeden. Man sammelt unglaublich viel Lebenserfahrung. Man profitiert viel, lernt viel, trägt Verantwortung, sammelt Führungserfahrung und trägt etwas zum grossen Ganzen bei. Denn Ehrenamtlichkeit und Vereine sind Teil des Fundaments unserer Gesellschaft. Wenn niemand freiwillige Arbeit leistet, können grosse Veranstaltungen und Sportereignisse nicht stattfinden – vor allem in den weniger populären Sportarten. Gerade hier zeigt sich: Man macht es für die Erlebnisse, für neue Bekanntschaften und für die Sache. Es ist immer eine unglaublich schöne Zeit, stets eine super Stimmung und ein immenser Zusammenhalt.