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Grosses Interesse für mehr Biodiversität im eigenen Garten

21. März 2025
Blumenwiesen als Hotspots der Biodiversität sind bei der kostenlosen Abendveranstaltung vom 19. März 2025 in der Aula des Schulhauses Gersag auf grosses Interesse gestossen. Mehr als 20 Personen aus Emmen informierten sich darüber, wie sich selbst kleine Flächen in artenreiche Lebensräume verwandeln lassen.

Judith Burri, Fachverantwortliche Umwelt und Energie bei der Gemeinde Emmen, betonte in ihrer Begrüssung die zunehmende Bedeutung der Biodiversitätsförderung im Siedlungsraum – auch als Massnahme zur Milderung der Auswirkungen der Klimaerwärmung. 85 Prozent der Schweizer Bevölkerung leben in städtischem Gebiet. «Umso wichtiger ist es, diese Räume naturnaher zu gestalten – für Tiere, Pflanzen und nicht zuletzt für uns Menschen», so die Organisatorin des Abends.

Beeindruckende Fotodokumentation
Landschaftsarchitekt Roger Hodel zeigte anschaulich, wie sich schwerer Boden und gewöhnliche Rasenflächen mit Geduld, Pflege und der Bereitschaft zur Beobachtung in farbenfrohe Naturinseln verwandeln lassen. Fotodokumentationen von seinem eigenen Grundstück und von ihm umgesetzten Projekten im Abstand von zehn Jahren und mehr beeindruckten das Publikum. «Wer mit der Natur arbeitet, statt stur einem Konzept zu folgen, wird mit einer lebendigen Vielfalt belohnt und begrüsst von Schmetterlingen bis zum Igel so einiges im eigenen Garten», erklärte Hodel.

Eine zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche Wildblumenwiese ist die vollständige Entfernung der bestehenden Vegetation, da diese sonst immer wieder durchschlägt. Das ist aufwändig und nicht immer möglich. Es gibt aber auch Alternativen wie zum Beispiel ein Blumenrasen: einfach weniger oft und mit hoch angesetztem Messer mähen. Das Schnittgut wie beim Heuen ein bis zwei Tage liegen lassen, damit die Blumen absamen können. Oder überhaupt nicht mehr mähen und sich im Herbst an wunderschönen Bildern erfreuen, wenn der Tau in den Spinnweben hängen bleibt.

Hodel erzählte auch, wie sein Enkelkind im Kinderwagen auf seinem Grundstück jeweils sofort ruhig wurde. Ein schönes Beispiel dafür, wie beruhigend Natur wirken kann. Auf Wunsch eines Teilnehmers kam das Gespräch mit Nachbarinnen und Nachbarn zur Sprache, insbesondere, wenn unterschiedliche Vorstellungen von einem «gepflegten Garten» aufeinandertreffen. Solche Situationen erfordern Geduld und immer wieder gute Kommunikation und Aufklärung.

Sogar die Verköstigung verschiedener Apfel- und Birnensäfte war am Abend möglich. Hodel appellierte daran, durch gezielten Konsum – etwa von Säften aus alten Sorten – Landwirte bei der Pflege wertvoller Kulturlandschaften zu unterstützen.

Die Besucherinnen und Besucher haben den Austausch mit den Fachpersonen und untereinander geschätzt (Bild: pbi)

    
So wertvoll ist regionales Saatgut

Barbara Ziegler von der Wildstaudengärtnerei Waldibrücke erklärte eindrucksvoll, weshalb regionales Saatgut so wichtig ist: Es ist optimal an die lokalen Bedingungen angepasst und bietet Insekten wertvolle Nahrung. «Eine Margerite aus Holland und eine aus Waldibrücke haben komplett unterschiedliche Gene.» Die Stauden der hier ansässigen Gärtnerei stammen aus selbst geernteten Samen, die im Sommer und Herbst auf der Heubühne trocknen, im Winter von Hand gereinigt und schliesslich sorgfältig gemischt werden – je nach Standort und Verwendungszweck. «Gerade bei der Aussaat ist Zurückhaltung gefragt», erklärte Ziegler. «Zu viel Saatgut führt dazu, dass sich die Pflanzen gegenseitig verdrängen.»

Die Entwicklung einer artenreichen Wiese braucht Zeit. Oft sieht die Fläche im ersten Jahr noch karg aus, bevor sie sich ab dem zweiten oder dritten Jahr langsam in ein Blütenmeer verwandelt. Die Beiträge von Roger Hodel und Barbara Ziegler waren reich an persönlichen Erfahrungen und konkreten Beispielen und deshalb besonders praxisnah und authentisch.

Biodiversität und Behörden
Die Gemeinde Emmen nimmt bei der Förderung der Biodiversität eine aktive Rolle ein und will als Inspiration und Vorbild für Private und Firmen vorangehen. Durch die Auszeichnung mit dem Label Grünstadt bekennt sie sich langfristig zu dieser Strategie. Die urbane Gemeinde schafft neue Lebensräume auf Verkehrsinseln, Strassenrändern, Schularealen oder Friedhöfen und setzt dabei auch auf die Zusammenarbeit mit Partnern wie der Stiftung Pusch.

So entsteht beispielsweise beim Schulhaus Erlen derzeit eine 900 Quadratmeter grosse Blumenwiese, wie Dominik Grüter, Vorarbeiter Hauswarte und Projektleiter Immobilien bei der Gemeinde Emmen, erzählte. Bei der Schulanlage Rüeggisingen entstehen eine Blumenwiese, Steinhaufen, Aststrukturen und eine neue Naturhecke, die gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern gepflanzt wird. Guido Widmer, Teamleiter Werkdienst, zeigte den Kreisel bei der alten Kanzlei, wo seit vier Jahren eine Wildblumenwiese mit Totholz und Steinhaufen gedeiht. Entlang der Gerliswilstrasse blüht ein breiter Wildblumenstreifen, der nur noch selten gemäht wird.

Viele Teilnehmende der Veranstaltung zeigten sich motiviert, selbst aktiv zu werden – sei es mit einer kleinen Blumeninsel im Garten, einer bepflanzten Balkonfläche oder einer blühenden Wiese auf dem Firmengelände. Wenn alle nach ihren Möglichkeiten einen Beitrag leisten, kann gemeinsam viel für die Artenvielfalt erreicht werden. Die Gemeinde Emmen bedankt sich herzlich bei allen Beteiligten und freut sich über das grosse Engagement. Anleitungen für Blumenwiesen und Informationen rund um die Biodiversität in der Gemeinde Emmen sind aufgeführt unter
emmen.ch/biodivers.
    

Emmer Gartencoaches

Wer sich bei der naturnahen Gestaltung des eigenen Gartens oder Balkons persönliche Anregungen wünscht, kann sich von lokalen (G)Arten-Coaches inspirieren lassen. Fünf Personen des Natur- und Vogelschutzvereins Emmen wurden im Rahmen des Projekts (G)Artenvielfalt Innerschweiz der Albert Köchlin Stiftung geschult und beraten Sie kostenlos direkt vor Ort. Interessierte melden sich unter garten-vielfalt.ch/coaching.

 

Eine Blumenwiese.
Blumenwiesen sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch wertvoll für die Artenvielfalt. (Bild: Stiftung Pusch)