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Level-up für die Natur: Emmens jüngster (G)Arten-Coach begeistert mit Biodiversität

2. Juli 2025
Ein Igel im Morgenlicht, der Setzlinge rettet, indem er sich über eine Schnecke hermacht – für Dominik Gut ist das kein Zufall, sondern der Beweis: «Mein Garten funktioniert als Lebensraum.» Der 31-jährige Emmer war früher Gamer, heute ist er der jüngste (G)Arten-Coach der Region und begeistert andere mit einfachen Ideen für mehr Biodiversität.

Es war ein unspektakulärer Moment, der alles veränderte. «Ich habe während Corona ein paar Zimmerpflanzen geschenkt bekommen. Und dann einfach mal angefangen», erzählt Dominik Gut. Heute steht er im Garten eines Reihenhauses in Emmen, das er mit seiner Verlobten gemietet hat, und erinnert sich daran, wie ihm sein ehemaliger Ausbildner beim Wiedersehen vor ein paar Monaten von den (G)Arten-Coaches erzählte.

Vom Zocker zum Züchter
Dabei hatte er früher kaum Berührungspunkte mit dem Gärtnern. «Ich lebte in einer Zweizimmerwohnung und spielte in meiner Freizeit Videospiele. Haus mit Garten? Kein Thema.» Das änderte sich mit der Pandemie. Und mit einem Keim. Oder besser: vielen. «Tomaten, Chili, Kartoffeln – alles hat Samen. Ich habe sie einfach mal in die Erde gedrückt. Dann wollte ich wissen, wie das alles zusammenhängt.»

Sein Wissen hat sich der gebürtige Emmer selbst angeeignet – vor allem mithilfe von Youtube-Videos, Instagram und Google. Schritt für Schritt wuchs nicht nur sein Garten, sondern auch sein Verständnis für das Zusammenspiel von Pflanzen und Tieren. «Ich hatte zum Beispiel einen Limettenbaum, der war komplett von Schildläusen befallen. Spritzen hat nichts gebracht. Dann habe ich wilde Karotten dazugesetzt und plötzlich war der Baum läusefrei. Die Nützlinge kamen wie von selbst.»

Wo andere im Siedlungsraum Rasen mähen, fördert Dominik Gut die Artenvielfalt. (Bild: pbi)

Inzwischen ist Dominik Gut einer von über hundert (G)Arten-Coaches in der Innerschweiz. Ausgebildet durch die Albert-Koechlin-Stiftung, gibt er sein Wissen weiter – kostenlos und mit viel Leidenschaft. «Unsere Hauptaufgabe ist es, Ideen zu bringen. Wir inspirieren, umsetzen müssen die Leute selber.»

Zweimal war er bereits als Coach unterwegs, in Waldibrücke und in Emmen. Oft gehe er gemeinsam mit einem Kollegen oder einer Kollegin. «Wir lernen auch voneinander. Jeder hat einen anderen Hintergrund. Ich komme aus dem Maschinenbau, andere sind Gärtner oder im Büro tätig. Wichtig ist nur eines: Man muss Freude daran haben und sie weitergeben können.»

Kreatives Experimentieren
Für Dominik Gut bedeutet Biodiversität nicht Verzicht, sondern Vielfalt. «Ich lasse Rosmarin und Schnittlauch blühen, statt sie zu stutzen. Ich pflanze lieber einheimische als exotische Arten. Und ich dünge nur mit Kompost, auch wenn der bei Katzen sehr beliebt ist.»

Sein Garten ist kein Showroom, sondern ein Experimentierfeld. «Ich bin ständig auf der Suche nach alten, ursprünglichen Sorten. Sachen, die man im Laden nicht findet.» Er zieht selbst Ingwer, macht Essiggurken, Sirup aus Zitronenmelisse, scharfe Saucen für Grillabende mit Freunden. Aus den Trauben, die an der Hauswand wachsen, macht er Crema di Balsamico, süss durch den Fruchtzucker, perfekt zu Salaten oder Käseplatten, sagt er. «Das Beste ist aber immer noch: Beeren direkt vom Strauch naschen.»

Wild statt ordentlich
Ein grosses Anliegen ist Dominik Gut die Haltung zur Gartenpflege. «Viele denken, ein Garten muss immer aufgeräumt sein. Aber das Gegenteil ist der Fall: Je perfekter er aussieht, desto lebloser ist er oft. Meine Eltern zum Beispiel haben einen sehr ordentlichen Garten, aber kaum Platz für Wildtiere. Ich gebe ihnen Tipps, wie schon kleine Veränderungen helfen können. Eine Wildstaude, ein Bienenhotel – das reicht oft schon.»

Skepsis kennt der Emmer (G)Arten-Coach gut. «Natürlich habe ich auch schon schiefe Blicke bekommen – etwa wenn ich die Wiese vor meinem Haus nicht mähe. Aber wenn man mit den Leuten redet, geht ihnen schnell ein Licht auf. Dann merken sie, dass das nicht nur für die Natur Sinn ergibt, sondern auch für uns.»

Auch von der Gemeinde Emmen wünscht er sich noch mehr Offenheit für naturnahe Gestaltung. «Beim Primarschulhaus Gersag hat es einen kleinen Wald mit Teich. Das wäre perfekt, um mit Schulklassen etwas zu machen. Oder beim Themenspielplatz gefällt mir, dass es nicht nur Grillplätze gibt, sondern auch natürliche Elemente wie Stauden und Sträucher.» Für die Zukunft schlägt er vor: «Nicht überall nur die gleichen Bäume pflanzen. Vielfalt ist wichtig. Und nicht alles versiegeln – lieber mal einen Grünstreifen einfach in Ruhe lassen.»

Die (G)Arten-Coaches der Albert-Koechlin-Stiftung zeigen, wie’s geht. Direkt vor Ort, kostenlos und mit einfachen Tipps für Balkon oder Garten. Jetzt informieren und anmelden: garten-vielfalt.ch/coaching

Dominik Gut im Garten des Reihenhauses in Emmen, wo er zur Miete wohnt. (Bild: pbi)