Gemeinde Emmen
Rüeggisingerstrasse 22
6021 Emmenbrücke
+41 41 268 01 11
emmen@emmen.ch
Zwei Pflaumen, acht Kirschen und vielleicht sogar eine Quitte. Was nach einer mageren Ausbeute klingt, war für uns Grund zu grosser Freude, als wir beim Rundgang durch die Streuobstwiese unterhalb des Erlenschulhauses spazierten. Unsere erste Generalversammlung des Vereins startete direkt vor Ort mit einem Augenschein.
Alle zehn der im November 2024 gepflanzten Bäumchen strecken ihre Äste von sich, die grünen Blätter sind ausgerollt und die ersten Triebe bis zu 30 Zentimeter gewachsen. Erste Anzeichen dafür, dass sie sich auf der neu angelegten Streuobstwiese wohl fühlen.
Futterquellen und Augenschmaus
Die Wiese ist jetzt im Frühsommer ungemäht, viele verschiedene Gräser wachsen in die Höhe, dazwischen tauchen Nelken, etwas Klee und weitere Pflanzen auf. Ameisen tragen eilig ihre Eier in die Bauten, weil durch unsere Fusstritte Gefahr droht. Die Baumscheiben – so heisst der Bereich am Boden um den Stamm unter der Baumkrone – wurden mit lokalen Wildstauden bepflanzt. Sie dienen Wildbienen und Insekten als Futterquelle und erfreuen uns mit Farbtupfern. Damit angelockte Insekten auch einen Grund zum Bleiben haben, finden sie hier zwei Sandlinsen mit Totholz vor. Wir sind gespannt, wer hier mit der Zeit seine Spuren hinterlässt.
Streuobstwiesen gehörten lange Zeit zum traditionellen Erscheinungsbild der Schweizer Kulturlandschaft. So wurde Obst angebaut, aber auch Raum und Platz für Natur geschaffen respektive erhalten. Die Hochstammobstbäume stehen nicht in Reih und Glied, verstreut eben in einer Wiese, wo das Gras nur selten gemäht wird und hochwertigen Lebensraum für eine bunte Gemeinschaft an Lebewesen bietet, bevor es als Viehfutter abtransportiert wird.
Naturnahe Entwicklung
Auch hier neben der Schulanlage Erlen darf eine Wiese entstehen, die sich nach und nach mit wenig, aber gezielter menschlicher Pflege naturnah entwickeln kann. Mit dem Ziel, hier vor Ort mitten in unserem Siedlungsgebiet vielen Arten einen geeigneten Lebensraum zu bieten. Seien dies Pflanzen, Pilze und andere Mikroorganismen im Boden und hoffentlich eine Vielzahl anderer Tiere.
Artenvielfalt und Biodiversität sind keine Fremdwörter mehr im Alltag. Oft erscheint uns die Umgebung gerade ausserhalb von dicht besiedelten Städten grün. Der Schein trügt öfter, als wir es bemerken. Wir Menschen machen es vielen Arten nicht leicht. Umgekehrt benötigen wir alle lokalen Akteure der natürlichen Kreisläufe, denn sie halten das grosse Ganze zusammen und in einem Gleichgewicht, von dem wir abhängiger sind, als es uns oft bewusst ist.
Die Natur ist autonom, sie kann ganz gut allein und ohne uns Menschen. Wir ohne sie jedoch nicht. Pflanzen liefern uns gesäuberte Luft, Nahrung, sie kühlen unsere Umgebung, wenn es heiss wird, und sie bieten oft auch die Basis für so manches Medikament, das unsere Lebensqualität verbessert. All diese Leistungen erhalten wir umsonst, wenn wir ihnen nur die notwendigen Bedingungen und den Raum bieten.
Von der Natur lernen
Um die lokale Artenvielfalt zu fördern und im unmittelbaren Lebensumfeld erlebbar zu machen, haben vier Menschen aus Emmen 2024 den Verein Streuobstwiesen Emmen gegründet. Nach Telefonaten, E-Mails und Treffen mit den Zuständigen der Gemeindeverwaltung gab schliesslich der Gemeinderat das Ja zur Unterstützung des Anliegens. Es konnte losgehen mit der konkreten Planung. Auch dank der fachlichen und finanziellen Unterstützung des Kantons konnten wir die erste Streuobstwiese vergangenen Winter planen und pflanzen.
Motivierte Helfende liessen sich schnell finden. Besonders schön, konnte auch eine Gruppe Schülerinnen und Schüler aus dem nebenan liegenden Erlenschulhaus mitanpacken. Sie werden in den nächsten Jahren in ihrem Alltag die Veränderungen auf der Wiese mitverfolgen.
Die ersten reichhaltigen Znüni – frisch von den Obstbäumen – lassen noch etwas auf sich warten. Gut Ding will bekanntlich Weile haben. Wir bleiben dran, lernen von und mit der Natur und freuen uns, wenn auch Sie der Wiese entlangspazieren und so ein Stück Natur vor Ihrer Haustüre geniessen. Wir tun dies gerne regelmässig. Ab und zu findet man uns auf einem der roten Sitzbänke, mit bester Sicht auf Wiese, Bäume und das imposante Bergpanorama.
Autorin: Michelle Kohler Jiménez, Verein Streuobstwiesen Emmen