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Auf den Spuren der Gesundheitsversorgung im Alter

14. Oktober 2025
Die Gesundheitsversorgung ist eine komplexe Angelegenheit. Nicht selten verirrt man sich im Angebotsdschungel, wobei es nicht nur den einen «richtigen» Weg gibt, sondern oft Bedürfnisse gegeneinander abgewogen werden müssen. Zudem ist das Gesundheitssystem von eingeschränkten Ressourcen geprägt, wofür alternative Lösungen ­flexibel gesucht und gefunden werden müssen. Vier Fachstellen bei der Betagtenzentren Emmen AG (BZE AG) zeigen die unterschiedlichen ­Facetten der Gesundheitsversorgung im Alter.

Med. pract. Simone Bürck ist Heimärztin bei der BZE AG. Gemeinsam mit den Pflegeexpertinnen, den Mitarbeiterinnen der Pflegebedarfserfassung und den Advanced Practice Nurses (APN) bildet sie die Fachstellen der BZE AG. Die vier Fachstellen geben vielschichtige Antworten auf ein komplexes gesundheitliches Versorgungssystem, das die betagten Bewohnerinnen und Bewohner der Alp und des Emmenfeld Betagtenzentrums und deren Wohlergehen ins Zentrum stellt; und dies trotz herrschenden Einschränkungen des Systems.

Heimärztin oder Hausarzt?
Autonomie, Mobilität und Kognition sind die drei Säulen der Geriatrie und gelten als wichtigste Faktoren für den Erhalt von Lebensqualität im letzten Lebensabschnitt. Die Arbeit an diesen Themen ist somit Kern der medizinischen Versorgung im Alter. Zwei Möglichkeiten der medizinischen Betreuung haben die Bewohnerinnen und Bewohner im Alp und im Emmenfeld Betagtenzentrum: Entweder sie verlassen sich nach Eintritt weiterhin auf die langjährige Versorgung durch den Hausarzt oder sie begeben sich in die neuen Hände der Heim­ärztin der BZE AG.

Die Beziehung zum Hausarzt ist gefestigt. Er kennt die ganze Familie und die Gesundheitsgeschichte. Jedoch sind Besuche durch den Arzt in der Institution aufgrund der Knappheit an Hausärzten nicht mehr Alltag. Zudem haben Hausärzte eine breitere Expertise und Patienten in allen Altersstufen.

Die Heimärztin, med. pract. Simone Bürck, ist noch keine vertraute Person, verfügt jedoch über eine geriatrische Spezialisierung und kann aufgrund der Verfügbarkeit vor Ort eng mit den Pflegenden und den Therapeuten für eine möglichst «multimodale Herangehensweise, die interaktiv und stets mit dem gemeinschaftlichen Gedanken geschieht», zusammenarbeiten, wie Bürck betont.

Die enge und abgestimmte Zusammenarbeit aller Beteiligten – Angehörige und Bewohnende eingeschlossen – ermöglicht erst die Grundlage für eine gemeinsame Strategie, die individuell auf die Bewohnerin oder den Bewohner abgestimmt ist. «Der Aufbau von Vertrauen ist sehr wichtig, wobei dies mit Präsenz, dem Ernstnehmen von Bedürfnissen und Aufklärung gelingt. Alle Beteiligten sollen ‹mitgenommen werden›», so die Heimärztin.

Nicht jede Alterseinrichtung kann oder will sich die heimärztliche Expertise leisten. Da die BZE AG über dieses Angebot verfügt, erstaunt es nicht, dass sich ein Grossteil der Bewohnerschaft für das Heimarztmodell entscheidet. «Es stiftet Sicherheit für Bewohnerinnen und Bewohner sowie bei Angehörigen, dass ich im Haus präsent bin», ist Bürck überzeugt. «Zudem sind mir ein respektvoller Umgang und die indivi­duelle Betreuung, die den Menschen in seiner Biografie wahrnimmt und anerkennt, sehr wichtig», betont Bürck.

Nicht jeder Bewohner wird für sie zum Pa­tienten. «Betagten, die mich nicht brauchen, dränge ich mich nicht auf. Sie werden erst Patienten, wenn es eine medizinische Notwendigkeit gibt. Gleichwohl sind sie durch die Beobachtung der Pflege abgesichert. Sollte mein Einsatz benötigt sein, bin ich schnell da.»

Der verlängerte Arm des Hausarztes
Wer dem Hausarzt verpflichtet bleiben will, kann sich dafür entscheiden. Rund 50 Bewohnerinnen und Bewohner bei der BZE AG lassen sich weiterhin hausärztlich versorgen. Um den knappen Ressourcen zu begegnen, etabliert sich seit rund zehn Jahren ein neues Berufsbild: die Advanced Practice Nurse (APN).

Die Pflegefachpersonen mit Masterausbildung fungieren als rechter Arm des Hausarztes. Aufgrund ihrer fundierten Kenntnisse liegt es in ihrer Kompetenz, Bewohnerinnen und Bewohner mehrheitlich selbstständig medizinisch zu versorgen, wobei sie in engem Austausch zum verantwortlichen Hausarzt stehen. Zudem bilden die APNs eine Brücke zwischen dem Leben vor und nach dem Eintritt ins Betagtenzentrum, insofern als die Patienten sie bereits aus der Behandlung in der Hausarztpraxis kennen.

Eine nahtlose Versorgung mit einer vertrauten Person lässt sich in der BZE AG gewährleisten, da das Unternehmen mit zwei grösseren Hausarztpraxen in Emmen zusammenarbeitet und die jeweilige APN sich in beiden Einrichtungen bewegt. Der Einsatz der APNs ist im Ausbau und wird weiter vorangetrieben. Jennifer Bersier, Co-Ressortleitung Pflege und Betreuung der BZE AG, formuliert es wie folgt: «Der Einsatz von APNs ist ein mögliches Zukunftsmodell, um den Hausärztemangel zu einem gewissen Grad auszugleichen. Die Ausbildung ist beliebt und die Kompetenzen sind stark.»

Qualitätssicherung zum Wohle der Betagten
Eine weitere Fachstelle bei der BZE AG umfasst zwei Pflegefachfrauen HF mit Ausrichtung Pflegebedarfserfassung. Nicole Brunner und Johanna Knispel arbeiten in der Pflege am Bewohnerbett. Daneben haben sie Aufgaben administrativer Natur. Im Fokus ihrer Tätigkeit steht die regelmäs­sige Erhebung und Überprüfung des Pflegebedarfs aller Bewohnenden im Alp und im Emmenfeld Betagtenzentrum.

Einfach zusammengefasst, wird ein Bewohnender bei Eintritt in eine Pflegestufe eingeteilt. In einer Pflegestufe 6 beispielsweise erhält er gemäss Krankenversicherungsgesetz (KVG) vorgegebene Minuten an pflegerischen Massnahmen pro Tag. Die beiden Pflegefachfrauen HF sind darum besorgt, dass die Pflegestufe stets dem aktuellen Gesamtzustand des Bewohnenden entspricht. Verschlechtert sich der Gesundheitszustand, muss die Pflegestufe angehoben werden, was wiederum mehr pflegerische Minuten bedeutet, die Pflege­qualität sichert und dem Bedürfnis des Bewohnenden gerechter wird.

Zudem erfolgt alle sechs Monate eine Evaluation des Pflegebedarfs. Sie stehen dabei mit den Krankenkassen in Kontakt. Mit der Einführung der Fachstelle Pflegebedarfserfassung 2022 konnte das Pflegepersonal signifikant entlastet werden.

Fachlich unterstützte Pflegefachkräfte
Im Pflegealltag bleibt wenig Zeit, sich um fachliche Weiterentwicklung zu kümmern. Zudem gibt es Fälle, bei denen weitere Kenntnisse oder zeitliche Ressourcen hilfreich sind; beispielsweise bei schwierigen Wundbehandlungen oder für die Beschaffung von zusätzlichen Hilfsmitteln. Hier kommt die letzte der vier Fachstellen der BZE AG ins Spiel.

Nicole Fitz und Cornelia Bühler sind Pflegeexpertinnen, deren Know-how für komplexere Bewohnersituationen zu Rate gezogen werden kann. Dank ihrer Ausbildung auf Bachelorstufe haben sie einerseits fundierte pflegerische Praxiskenntnisse, sind aber auch im wissenschaftlichen Umfeld versiert. Die Pflegeexpertinnen unterstützen Mitarbeitende bei der Lösung komplexer Pflegesituationen, etwa durch die Optimierung von Prozessen, fachliche Einschätzung oder konkrete Beratung im Pflegealltag. Sie bringen ihr Fachwissen gezielt ein, um die pflegerische Versorgung weiterzuentwickeln und die Pflegequalität zu sichern; ein zusätzliches Angebot zur Verbesserung der pflegerischen Gesamtqualität.

Im Teamwork arbeiten die vier Fachstellen der BZE AG im Austausch untereinander und mit den Pflegeteams an den beiden Standorten sowie den Hausarztpraxen in der Gemeinde, mit dem gemeinsamen Ziel, eine bestmögliche medizinische und pflegerische Versorgung im Alter sicherzustellen.

Die BZE AG verfügt über einen Pool von über 100 Freiwilligen, die den Bewohnerinnen und Bewohnern der BZE AG Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Sind auch Sie auf der Suche nach einem sinnstiftenden Freiwilligenengagement? Karin Blum ist Freiwilligenkoordinatorin der BZE AG und steht Ihnen für ein Gespräch zur Verfügung: karin.blum@bzeag.ch oder 041 268 56 56

 

Nicole Brunner und Johanna Knispel bilden zusammen die Fachstelle Pflegebedarfserfassung bei der BZE AG. (Bild: zvg)