Gemeinde Emmen
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Emmen wächst, teilweise schneller, als Infrastruktur und Finanzen mithalten können. Zwar schloss die Gemeinde in den vergangenen Jahren mit teils hohen Ertragsüberschüssen ab. Die Zukunftsaussichten zeigen allerdings düstere Wolken an Emmens Finanzhimmel. Erst kürzlich verabschiedete der Einwohnerrat ein negatives Budget fürs kommende Jahr.
LZ-Journalist Roman Hodel, der das öffentliche Wahlpodium vom 13. November 2025 im Restaurant Prélude moderierte, lenkte die Diskussion denn auch früh auf die angespannte Finanzlage der Gemeinde Emmen und wollte von den Kandidierenden wissen, wo sie den Hebel ansetzen würden, um Emmens finanzielle Handlungsfähigkeit zu sichern.
Sorgenkind Gemeindefinanzen
Domino Anselmi (SVP) forderte mehr Zurückhaltung und einen strengeren Blick bei den Investitionen: «Man muss nicht jedes Schulhaus vergolden», sagte der 47-jährige Betriebsökonom und Unternehmer. Christian Blunschi (Mitte) widersprach: Das Problem seien weniger die Ausgaben als vielmehr die Einnahmen. «Emmen hat ein strukturelles Einnahmenproblem. Wir brauchen mehr steuerstarke Haushalte.» Projekte wie die Erweiterung der Schulanlage Hübeli zeigten zudem, dass Emmen durchaus zweckmässig bauen könne.
«Wachstum braucht stabile Finanzen, beruht aber nicht nur auf Zahlen, sondern auch auf Menschen, Wohnraum, Schulen und einem sozialen Miteinander.»
Claudia Stucki (SP) betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Kanton und Nachbargemeinden, um Zentrumslasten besser zu verteilen und die eigene Handlungsfähigkeit zu stärken. Die Finanzstrategie müsse verstärkt mit den sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Folgen verknüpft werden. «Wachstum braucht stabile Finanzen, beruht aber nicht nur auf Zahlen, sondern auch auf Menschen, Wohnraum, Schulen und einem sozialen Miteinander.»
Integration: Bringschuld oder strukturelle Aufgabe?
Bei einem Ausländeranteil von fast 40 Prozent gehört die Integration zu Emmens Dauerbrennern und wurde auch am Podium zur Diskussion gestellt. Anselmi und Blunschi betonten dabei beide die Bringschuld. «Die Gemeinde kann den Rahmen setzen, integrieren müssen sich die Menschen selbst», sagte Mitte-Kandidat Blunschi. Domino Anselmi fügte an, viele seien auch ohne politische Rechte gut in die Gemeinde eingebunden: «Man muss nicht alles über den Schweizer Pass lösen.»
«Die Gemeinde kann den Rahmen setzen, integrieren müssen sich die Menschen selbst.»
Claudia Stucki zeichnete ein anderes Bild: Sie sprach aus ihrer beruflichen Erfahrung und plädierte für eine Integrationsfachstelle sowie Schlüsselpersonen-Netzwerke, die Migrantinnen und Migranten den Alltag erklären – von der korrekten Abfallentsorgung über Schulfragen bis zur Bibliothek. Ziel sei gesellschaftliche Teilhabe, nicht primär Einbürgerung, betonte die 41-jährige Spielgruppenleiterin.
Stadt oder Gemeinde?
Divergenzen offenbarten sich auch bei der Frage, ob sich die Gemeinde Emmen in Stadt Emmen umbenennen soll, worüber die Emmer Stimmbevölkerung in naher Zukunft an der Urne befinden wird. Dezidiert dagegen ist Domino Anselmi, der auch gerne weiterhin in der «Gemeinde» leben möchte. «Ich sehe in der Umbenennung keinen Mehrwert, weder im Ortsbild noch finanziell.» Claudia Stucki hingegen erkenne durchaus eine Chance. Eine Stadt könne Image, Attraktivität, Lebensraum und Lebensqualität stärken und Emmen helfen, sich weiterzuentwickeln, so die Sozialdemokratin.
«Ich sehe in der Umbenennung keinen Mehrwert, weder im Ortsbild noch finanziell.»
Auch Christian Blunschi spricht sich für die Stadt Emmen aus und erkennt darin einen strategischen Nutzen. Als Stadt könne Emmen gegenüber dem Kanton selbstbewusster auftreten und werde im Wettbewerb um Fachkräfte und Unternehmen besser wahrgenommen.
Wie weiter mit dem Kultur- und Kongresszentrum Gersag?
Beim Thema Kultur- und Kongresszentrum Gersag (KKG) zeigte sich erneut, wie unterschiedlich die Prioritäten gesetzt werden. Blunschi sprach sich für eine nüchterne Auslegeordnung aus – erst analysieren, dann entscheiden. «Ohne Wissen über Bedürfnisse kann man keine Strategie entwickeln.» Der 47-jährige Jurist tendiert zu einer stärker privatwirtschaftlichen Lösung.
SVP-Politiker Anselmi teilt diese Linie: Das Haus habe «noch nie schwarze Zahlen geschrieben». Ein privater Betreiber sei realistischer als ein «staatlich subventioniertes Kulturhaus». Gleichzeitig müssten Vereine weiterhin günstige Räume erhalten. Stucki warnte vor Doppelstrukturen und verwies dabei auf die geplante Rossmoos-Halle. Sie sieht im KKG auch Potenzial für Mehrfachnutzungen, etwa durch Jugendarbeit oder neuartige Kulturformen.
Deine Stimme zählt!
Zum Schluss blieb Zeit für einen kurzen Blick über die politischen Gräben hinweg. Trotz zum Teil deutlicher Differenzen in Sachfragen blieb der Ton durchgängig respektvoll. Das gut besuchte Wahlpodium lieferte einen klaren Eindruck davon, wofür die drei Gemeinderatskandidierenden stehen.
Nun ist’s an der Emmer Stimmbevölkerung. Die Ersatzwahl findet am 30. November 2025 statt. Sollte niemand das absolute Mehr erreichen, ist ein zweiter Wahlgang am 8. März 2026 vorgesehen.
Weitere Impressionen vom Wahlpodium gibt's in der Galerie.