Hauptinhalt

Die dunkle Seite des Lichts: Parlament fordert Massnahmen

27. Juni 2023
Die natürliche Dunkelheit ist für den Erhalt eines gesunden menschlichen Schlafzyklus und für das Überleben nachtaktiver Tiere und Pflanzen unerlässlich. Obwohl nachweislich sicherheitsfördernd, hat übermässige nächtliche Beleuchtung erhebliche negative Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Pflanzen. Entsprechende Vorstösse im Einwohnerrat Emmen wollen dem nun entgegenwirken.

Lichtverschmutzung, insbesondere durch helle und blaulichtreiche Diodenlampen, kann Schlafstörungen bei Menschen hervorrufen und stört nachtaktive Tiere in ihrer Bewegung und Jagd. Zudem beeinflusst sie das Wachstum und die Ruhezeiten von Pflanzen. Obwohl Diodenlampen energieeffizienter als traditionelle Beleuchtungsmittel sind, wird durch ihre übermässige Helligkeit unnötig Energie verbraucht. Dabei würden sie weiterhin genügend Licht bieten, auch wenn sie weniger hell eingestellt würden.

Weniger Lichtverschmutzung in Emmen
Deshalb fordern Christian Kravogel und Mitunterzeichnende namens der Die Mitte/GLP Fraktion und weitere Mitunterzeichnende im Postulat 42/22 die Prüfung und Umsetzung von Massnahmen, um den negativen Auswirkungen von Licht in der Nacht wirksam begegnen zu können. Zur Reduktion der Lichtverschmutzung soll der Gemeinderat verschiedene Massnahmen prüfen.

Eine zentrale Forderung des Vorstosses ist die Reduzierung der nächtlichen Strassenbeleuchtung in den Nachtstunden von Mitternacht bis 5 Uhr morgens an Wochentagen. Zu diesen Zeiten sei eine «so helle Lichtbeflutung der Strassen» nicht notwendig, heisst es im Postulat. Die Beleuchtung soll deshalb auf etwa ein Drittel reduziert werden, wobei es sicherheitsrelevante Bereiche wie Kreuzungen und Fussgängerübergänge situationsbedingt zu berücksichtigen gelte. Zudem soll die Beleuchtungsinfrastruktur modernisiert werden.

Des Weiteren fordern die Postulierenden die Einschränkung und Reduktion auf das notwendige Minimum der Beleuchtung von Werbung, Schaufenstern und Gebäuden. Mit Ausnahme von notwendigen Dienstleistungen wie Notfallapotheken oder Tankstellen sollen zwischen 22 und 5 Uhr alle nicht zwingend benötigten Lichtquellen ausgeschaltet sein. Zudem werden intelligente Systeme gefordert, welche beispielsweise bei Tankstellen das Licht nach Bedarf steuern.

«La nuit est belle»
Die Veranstaltung «La nuit est belle» wurde vom Historischen Museum in Genf und der Astronomischen Gesellschaft initiiert und findet am 22. September 2023 zum vierten Mal in der Grossregion Genf statt. Sie zielt darauf ab, für eine Nacht die öffentliche Beleuchtung auszuschalten, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, einen ungestörten Sternenhimmel zu erleben und sie für die Auswirkungen der Lichtverschmutzung zu sensibilisieren.

Natalie Vonmüllenen und Mitunterzeichnende namens der SP Fraktion fordern den Gemeinderat im Postulat 41/22 deshalb dazu auf, zu prüfen, unter welchen Bedingungen eine ähnliche Veranstaltung in Emmen und/oder im Raum Luzern durchgeführt werden könnte. Dabei sollen Gespräche mit der Stadt Luzern, wo bereits ein ähnlicher Antrag angenommen wurde, und anderen Agglomerationsgemeinden geführt und interessierte Organisationen einbezogen werden.

Zustimmung bei Gemeinderat
Der Gemeinderat erkennt die Wichtigkeit der Reduzierung von Lichtverschmutzung zum Wohl der Menschen, Tiere und Pflanzen an. Er ist bereit, beide Postulate entgegenzunehmen und fügt hinzu, dass mit der bereits geplanten Durchführung einer flächendeckenden Umrüstung der öffentlichen Beleuchtung und der Erstellung eines neuen Gesamtkonzepts schon im Sinne der Postulanten entschieden worden ist.

Gleichzeitig gibt die Exekutive zu bedenken, dass Forderungen wie die spezifische Steuerung von einzelnen Lichtquellen aufgrund von technischen Einschränkungen Stand heute schwierig bis unmöglich umsetzbar seien. Jedoch sollen mit der geplanten Umrüstung auf LED-Technologie in den Jahren 2024 und 2025 neue Möglichkeiten für die Steuerung der Beleuchtung geschaffen werden.

Schon im vergangenen Winter wurde aufgrund der drohenden Energiemangellage ausführlich über die Notwendigkeit und Art der Beleuchtung diskutiert. Zudem sind Forderungen wie die Reduktion der Lichtstärke, die Abschaltung von Werbe-, Schaufenster- und Gebäudebeleuchtungen oder die Umrüstung der öffentlichen Beleuchtung mit Berücksichtigung von Sicherheitsfaktoren bereits umgesetzt worden. Jedoch erwägt der Gemeinderat eine Sensibilisierungskampagne, um die geforderten Massnahmen wirkungsvoller umsetzen zu können.

Das Postulat wird an der Einwohnerratssitzung vom 4. Juli 2023 behandelt. Die vollständige Traktandenliste inklusive Direktlinks auf sämtliche zugehörigen Parlamentsgeschäfte findet sich auf der Gemeindewebsite.

Lampe, die im Dunkeln leuchtet.
Licht hat auch seine Schattenseiten – nun möchte der Einwohnerrat Gegensteuer geben. (Bild: zvg)
Name
Beantwortung_Postulat_betreffend_La_Nuit_est_belle_-_Emmens_Schonheit_in_der_Dunkelheit_1.pdf (PDF, 160.64 kB) Download 0 Beantwortung_Postulat_betreffend_La_Nuit_est_belle_-_Emmens_Schonheit_in_der_Dunkelheit_1.pdf
Beantwortung_Postulat_betreffend_Reduktion_Lichtverschmutzung.pdf (PDF, 176.64 kB) Download 1 Beantwortung_Postulat_betreffend_Reduktion_Lichtverschmutzung.pdf