«Wir in der Gemeinde Emmen haben den schönsten Tunnel der Schweiz», freut sich ein stolzer Passant und staunt. Er fährt mit dem Rollstuhl durch die Autobahnunterführung, welche das Quartier am Grudligweg mit der Schaubhusstrasse verbindet, während freiwillige Helferinnen und Helfer die Wände bemalen. «Autos kommen hier nicht viele vorbei», weiss Peter Jans. Er ist Gründer und Vereinspräsident von Emmenfarbig und leitet das Projekt mit viel Herzblut. «Es haben mir schon einige Fussgänger und Velofahrerinnen gesagt, dass sie die Unterführung jetzt gerne nutzen und sich weniger stark fürchteten.»

Vorarbeiten und Finanzierungsfragen
Indes steht das grosse Gemeinschaftsprojekt erst am Anfang und wird von Tag zu Tag imposanter. Siebeneinhalb Meter hoch und 63 Meter lang ist die Unterführung. Mehr als 1100 Quadratmeter Fläche verwandeln sich von düsterem Grau in eine farbige Unterwasserwelt mit Gucklöchern. Nach der Bewilligung durch den Bund haben Freiwillige im Juni 2024 Unkraut und Steine entfernt, Mitarbeitende des Werkdienstes der Gemeinde Emmen den Tunnel gereinigt und Fachleute die Tunnelwände grundiert.

«Es gibt noch viel zu tun», sagt Jans einige Wochen nach Projektstart und ist sich bewusst, dass das grosse Wimmelbild wohl niemals ganz fertig sein wird. Dabei spielt auch Geld eine Rolle. Auf mehr als 10 000 Franken schätzt der Verein die Kosten alleine für die Farben. Finanziert wird das Projekt bisher durch Spenden von Privaten, der MVM AG, der Toi Toi AG, dem Verein Zukunftsgestaltung Emmen und dem Quartierverein Sonnenhof und Umgebung.

Ein einzigartiges Wimmelbild
Mithelfen dürfen alle. Wobei es die Erwachsenen zuweilen noch etwas mehr an Überwindung koste als die Kinder. «Dieses Tier hat ein Erstklässler gezeichnet. Ist es nicht grossartig, welcher Ausdruck ihm hier gelungen ist?», strahlt Jans und zeigt auf eines der unzähligen Fabelwesen an der Wand.

Das bisher grösste Projekt von Emmen­farbig scheint über die Gemeindegrenzen hinaus für Furore zu sorgen. «Eine Freundin hat mir von der Unterführung erzählt, und ich wollte diese Chance unbedingt nutzen», erzählt eine Helferin, die regelmässig zum Malen aus der Stadt Luzern nach Emmen kommt. Neben Freiwilligen aus der Bevölkerung wirken Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland gegen Bezahlung am Gemälde mit.

«Es geht darum, Menschen zu verbinden»
Den Verein Emmenfarbig gibt es seit dem Jahr 2006 und er hat in der Gemeinde Emmen bisher mehr als 25 Projekte umgesetzt. «Wir wollen gemeinsam und mitei­nander ein farbigeres Emmen gestalten und damit Lebensfreude verbreiten», fasst Jans die Vision zusammen. Mit fantasievollen, allen Menschen zugänglichen Projekten wird der Lebensraum Emmen aufgewertet und neue Lieblingsorte entstehen.

Für sein künstlerisches und kulturelles Engagement hat die Gemeinde Emmen dem Verein Emmenfarbig den Kulturpreis 2022 verliehen – dotiert mit 3000 Franken. Das habe der Verein nicht nur als Anerkennung, sondern auch als Verpflichtung verstanden. Peter Jans erklärt, dass es ihm neben dem Ergebnis seit jeher vor allem um den gemeinsamen Weg dorthin geht: «Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen wird gestärkt und jedes Projekt ist auch ein kleines Fest.»

Das Miteinander kommt denn auch in den Motiven der Autobahnunterführung zum Tragen. «Die acht Gucklöcher in der Unterwasserwelt werden allesamt einen Moment von Menschen in Gemeinschaft darstellen», sagt Jans und blickt hoch zum Rollgerüst, wo seine Bekannte mit einem kleinen Pinsel einer grossen Wasserpflanze viele zarte Blätter verleiht.

Mitmalen oder spenden?

Ob malerisch begabt oder nicht – jede Hilfe ist gefragt, damit der Tunnel möglichst bunt wird. Interessierte schauen spontan bei der Autobahnunterführung vorbei, melden sich beim Verein Emmenfarbig unter 078 907 99 09 oder spenden mittels QR-Code direkt via Twint.